Warum der Film „The Room“ eine so geile Metapher über das Scheitern ist

Die Kolumne für Science Fiction, Politik und Nudelsalat. Von Max Sternbauer

Wir werden in unserer Kultur von Kindesbeinen an mit Legenden von Siegern aufgezogen, mit dem Bild, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will. Unter anderem erzählen uns Filme von Figuren, die sich zuerst den Schicksalsschlägen gestellt haben, um dann nach den ganzen Mühsalen und Plackereien dennoch als Gewinner vom Platz zu gehen.

Zumindest habe ich noch keinen Sportfilm über ein Footballteam gesehen (ich bin Eagles-Fan), das die ganze Saison durch den Fleischwolf gedreht wird, der Hauptprotagonist nichts für das Leben lernt und zum Schluss der Coach ein Alkoholproblem entwickelt, um elendiglich grauenvoll daran zu  krepieren.

Dass es im realen Leben oft genug dazu kommt, auf die Schnauze zu fliegen und dann eine lange Zeit auf dem Boden zu verbringen, ist eine traurige Tatsache, die wir lieber in Dramen oder schwarzen Komödien verarbeitet sehen. Ein Aspekt dieses Forschungsfeldes, die des Scheiterns, wird meiner Meinung nach aber viel zu wenig Beachtung geschenkt, denn, so der Gedanke auf den ich hinaus will, kann es sehr gute Gründe geben sich über eine gescheiterte Vision zu freuen.

Genau diese Geschichte erzählt der Film The Room. The Room kam 2003 raus, und war zu Anfang nicht beachtet worden, von der Kritik nicht registriert und das mit guten Gründen. Der Film ist so schlecht, dass er neue Sphären der Schlechtigkeit definiert hat, zu dem sich andere Filme erst einmal vorwagen müssten. Der Film ist eine einzige Katastrophe, aber seine Entstehungsgeschichte ist aberwitzig, bizarr und doch sehr lehrreich dabei.

Der Meister hinter diesem Film heißt Tommy Wiseau, vom dem Typen weiß man nicht woher er komm, wie sein richtiger Name lautet, noch woher die finanziellen Mitteln für The Room stammen. Vorsichtiger Schätzungen gehen von sechs Millionen Dollar aus, die in das Projekt geflossen sind, was durchaus wissenswert wäre, denn Wiseau hat diesen Film aus eigener Tasche bezahlt.

The Room ist vor allem für seine wirre Handlung berühmt geworden, deren Fäden oftmals sich ins Nichts auflösen, was zu Irritationen beim Publikum führt, die nicht mehr weiß, was in dieser Szene gerade geschehen ist. Eine Dialogperle aus The Room:

„Ich habe sie nicht geschlagen, dass ist Bullshit, Ich habe es nicht getan“! (Eine Flasche wird zu Boden geworfen)

„Oh, Hi Mark“!

Mark ist der Freund von Johnny, der seine Freundin geschlagen haben soll, der der Hauptcharakter ist und von Tommy Wiseau selbst gespielt wird, denn nur wahre Meister schreiben, drehen und spielen die Hauptrolle in ihren Filmen. Dann gibt es noch eine Szene, wo Johnnys Freundin von ihrer Mutter die tragische Nachricht hört, sie habe Brustkrebs, daran gäbe es keine Zweifel. Tragisch fürwahr, nur wird dieser Punkt im ganzen Film nicht wiederverwendet.

Tommy Wiseau ist ein Held, warum?

Er hat uns eines gezeigt mit seinem Film: es ist ein gruseliger schmaler Grat zwischen Meisterwerk und Machwerk. Im Grunde kann man sich nur eines wünschen, also wenn man mit beiden Ohren im Schaffungsprozess drinnen steckt, und  man deswegen die Übersicht zu verlieren droht. Dass es Jemanden oder Etwas gibt, dass unseren Flug stoppt, ehe wir Ikarus zu sehr imitieren. Keine besonders aufbauende Message, das ist mir bewusst, nur ich wollte mir die Zeit vertreiben, da ich sämtliche Folgen von The Last Kingdom auf Netflix schon gesehen habe. Ich darf nicht mehr so gierig sein, was Serien angeht.

Um die Wahrheit die Ehre zu geben, habe ich diesen Text nur geschrieben, um meine Bücher zu bewerben. Hier der Link.

Max Sternbauer.

PS: Ich finde Last Kingdom besser als Vikings.

Titelbild: Pixabay


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