Schon zum wiederholten Mal „vergessen“ Österreichs Fußball-Nationalspieler geschlossen auf die Töchter beim Singen der Bundeshymne. Das ist nicht nur ignorant, sonder auch eine verpasste Chance, für Gleichberechtigung einzutreten.
Ein Kommentar von Moritz Ettlinger
Seit achteinhalb Jahren ist Österreich endlich auch offiziell nicht mehr nur die Heimat großer Söhne, sondern auch die großer Töchter: Am 7. Dezember 2011 wurde im österreichischen Nationalrat die Änderung der Bundeshymne beschlossen, die am 1. Jänner 2012 in Kraft trat. Seitdem heißt es in der österreichischen Hymne nicht mehr „Heimat bist du großer Söhne“, sondern „Heimat großer Töchter und Söhne“ und „Jubelchöre“ statt „Brüderchöre“.
Ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung, wenn auch nur ein symbolischer. Seitdem werden bei offiziellen Anlässen der Republik Österreich auch die Töchter Österreichs gewürdigt, beispielsweise bei Staatsbesuchen. Oder aber, denn auch dort wird die österreichische Bundeshymne im Vorfeld gespielt und gesungen, bei Fußballspielen der Nationalteams. Zumindest in der Theorie. Dass es in der Praxis leider oftmals anders aussieht, stellte einmal mehr das Fußball-Nationalteam der Männer unter Beweis.
Laut und falsch
Alle Gesichter gleichzeitig konnten von den TV-Kameras nicht erfasst werden. Doch die Spieler, die in Großaufnahme auf den Bildschirmen zu sehen waren, sangen die Hymne laut mit. Laut und falsch. „Heimat bist du großer Söhne“ sangen die obersten Repräsentanten des österreichischen Männer-Fußballs mit vollster Überzeugung vor den Nations-League-Partien gegen Norwegen und Rumänien.
Kurz nachdem die Änderung der Bundeshymne in Kraft trat, hätte man den Sportlern so etwas vielleicht noch nachsehen und mit der Macht der Gewohnheit sowie der gleichzeitigen Nervosität vor einem Match begründen können. Doch das ist über acht Jahre her. Mittlerweile muss man eigentlich schon von Ignoranz sprechen, wenn man die Intelligenz der Spieler nicht beleidigen will.
Und auch, wenn es wohl unfair wäre, den Spielern Boshaftigkeit vorzuwerfen, kann man von Profisportlern sehr wohl verlangen, dass sie sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind und dementsprechend handeln.
Wo bleibt die Kritik des ÖFB?
Nicht nur jeder einzelne Spieler, sonder auch der Österreichische Fußball Bund als Ganzes steht hier in der Verantwortung. Kritik an der anti-feministischen oder zumindest ignoranten Haltung seiner Stars hat man bis dato vom ÖFB-Präsidenten abwärts noch nicht vernommen. Dabei muss die Sache vom Bund unmissverständlich kommuniziert werden: Entweder korrekt singen oder ganz bleiben lassen.
Ob es generell noch zeitgemäß ist, Nationalhymnen vor Fußballspielen zu singen, ist eine andere Frage, aber wenn man es macht, dann richtig. Denn auch, wenn es nur symbolisch ist: Die Töchter beim Singen der Hymne genauso zu würdigen wie die Söhne, wäre ein einfacher Weg, für Gleichberechtigung einzutreten. Nicht nur im Sport, sondern generell.
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Titelbild: Pete Linforth auf Pixabay/parlament.gv.at/Unsere Zeitung
Ein Pseudo-Problem, nicht wert dazu einen Artikel zu verfassen mit dem sich damals eine erfolglose ÖVP-Politikerin ein Denkmal setzen wollte. Sie hätte sich besser um die Geschäfte ihres Mannes kümmern sollen.
Wenn Sie wirklich glauben, Gleichberechtigung sei ein Pseudo-Problem, dann ist das Ihre Sache. Dass eine Hymne nicht die Welt verändert ist klar, dennoch kann und sollte man kritisieren, wenn öffentliche Personen mit Vorbildwirkung, wie Fußballer, Frauen beim Singen dieser Hymne ignorieren. Das ist meiner Meinung nach absolut einen Artikel wert.
Ich finde fein, dass Sie diese dumme Unterlassung der Erwähnung wert finden. Die Töchter des Landes sind genauso wertvoll wie die Söhne; das sollte längst kein Thema mehr sein und diese Tatsache durch gleiche Behandlung und Bezahlung, Wertschätzung und Respekt endlich Eingang in die Normalität finden.
Bei der Gelegenheit erwähne ich noch, dass mir als Frau immer wieder die „Brüderlichkeit“ begegnet, wo es „Geschwisterlichkeit“ heißen müsste. (Und selbst wenn es sich nur um Frauen dreht…!)
Was an der Anerkennung der Frauen in unserer Zeit so schwierig ist, kann ich nicht nachvollziehen.
Sehe ich genauso, vollste Zustimmung.