Der alternative Transferticker #12

Folge 12

Schwerpunkt Thiago: Warum Fans des FC Barcelona sein Transfer noch mehr Bauchschmerzen bereiten dürfte. Außerdem: Den vermutlich schönsten Namen des europäischen Fußballs wird man jetzt öfter in der deutschen Bundesliga hören. 

Im „alternativen Transferticker“ gibt Moritz Ettlinger einen Überblick über die interessantesten Fußball-Transfers der letzten Woche und veranschaulicht kritisch und nicht ganz ohne Ironie, was man mit dem Geld für überteuerte Fußballer sonst noch hätte machen können bzw. was mit ähnlichen Summen bereits gemacht wurde.

30 Millionen Euro für Thiago – oder Schutzausrüstung

Es war wohl einer der größten Fehler, den der FC Barcelona in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat. Im Sommer 2013 wechselte der damals 22-jährige Thiago Alcántara für 25 Millionen Euro aus Katalonien zum FC Bayern München. Schon damals waren viele Fans wütend auf die Klubführung, weil diese eines der größten Talente im europäischen Fußball, das noch dazu aus der eigenen Jugend stammt, einfach so ziehen ließ.

Nach sieben sehr erfolgreichen Jahren beim FC Bayern dürfte die Wut im Bauch vieler Barca-Anhänger*innen nicht kleiner geworden sein. Thiago gewann dort nicht nur die Champions League, sondern reifte auch zu einem der besten zentralen Mittelfeldspieler der Welt heran, mit Passquoten jenseits des Greifbaren.

Das ist auch dem FC Liverpool aufgefallen, der den 29-Jährigen jetzt für 30 Millionen Euro vom deutschen Rekordmeister losgeeist und auf die Insel gelockt hat. Medienberichten zufolge unterschreibt Thiago beim aktuellen Premier-League-Champion einen Vertrag bis 2024. Damit haben sich alle Hoffnungen von Barcelona-Fans, den verlorenen Sohn spät aber doch zurückzuholen, endgültig zerschlagen.

Ein Spieler wie Thiago tut jeder Mannschaft auf diesem Planeten gut, auch dem FC Liverpool. Und trotzdem ist der Spanier für das Team von Jürgen Klopp eigentlich nur Luxus, denn das Mittelfeld der Reds ist mit Fabinho, Wijnaldum, Keita, Oxlade Chamberlain und Kapitän Henderson mehr als nur passabel aufgestellt. Da hätte Liverpool das Geld ja eigentlich auch in etwas Sinnvolleres investieren können.

Zum Beispiel für Schutzausrüstung: Erst vor wenigen Tagen hat die österreichische Bundesregierung angekündigt, Masken, Handschuhe & Co. im Wert von 30 Millionen Euro anzuschaffen, um für die kommenden Monate gerüstet zu sein. Könnte dem krisengebeutelten England sicher auch nicht schaden, etwas mehr Schutzausrüstung auf Lager zu haben. Doch wofür in die Bekämpfung einer Pandemie investieren, wenn man auch einen Fußballer kaufen kann. Auch wenn der zugegebenermaßen ziemlich gut ist.

45 Millionen Euro für Diogo Jota – oder eine Yacht?

Doch hat der FC Liverpool mit dem Thiago-Coup schon genug? Denkste! Nur einen Tag später gaben die Reds schon den nächsten Neuzugang bekannt: Für satte 45 Millionen Euro kommt Diogo Jota von den Wolverhampton Wanderers. Vor allem in der letzten Saison hatte der 23-jährige Portugiese mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und wurde dafür mit einem Fünfjahres-Vertrag beim englischen Meister belohnt.

Nun, mit diesem Geld hätte Liverpool ja noch einmal Schutzausrüstung kaufen können, sogar das 1,5-Fache von dem, was Österreich plant, anzuschaffen. Oder aber, und das passt traurigerweise wohl viel eher ins Beuteschema von superreichen Fußballklub-Besitzern, man gönnt sich eine Yacht. Die des Milliardärs Hans Georg Näder steht nämlich zum Verkauf: Für 45 Millionen Euro. Dann doch lieber ein Fußballer, an dem können sich zumindest ein paar Fans erfreuen.

Der wohl schönste Name des europäischen Fußballs: Baptiste Santamaria

Der nächste und letzte Transfer dieses alternativen Tickers kann finanziell bei weitem nicht mit den vorherigen mithalten. Eigentlich kommt er nur deshalb vor, weil der Name so schön ist. Baptiste Santamaria heißt der Mann, stammt aus Frankreich und wechselt für für 10 Millionen Euro von SCO Angers zum FC Freiburg. Damit wird der 25-Jährige zum Rekordeinkauf der Freiburger.

Aber obwohl sein Name wirklich schön ist, gäbe es wohl dutzende Möglichkeiten, 10 Millionen Euro sinnbringender einzusetzen. Freuen über diese Summe würden sich beispielsweise Burgenlands Landwirte: Auf 10 Millionen Euro belaufen sich nämlich die bisherigen Unwetterschäden, die den Bäuerinnen und Bauern dort stark zugesetzt haben.

Anderer Vorschlag: Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen unterstützen, wie es die Landesregierung gemacht hat. 10 Millionen Euro werden dort Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege sowie der Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche zur Verfügung gestellt, um die Verluste während der Corona-Krise auszugleichen.

Andererseits ist der Name aber auch wirklich, wirklich schön. Baptiste Santamaria. Wie ein Lied. Hach.

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Zu allen bisherigen Folgen des alternativen Transfertickers

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Titelbild: Pixabay/Unsere Zeitung

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Moritz Ettlinger

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