Erderwärmung muss binnen 3 Jahren abgefangen werden – Von Robert Manoutschehri
Es wird ernst: Sollten die Treibhausgas-Emissionen nach 2020 weiter ansteigen oder auch nur so hoch bleiben wie bisher, sind weder die Temperaturziele von Paris erreichbar, noch könnten die UN Sustainable Development Goals aus 2015 eingehalten werden, warnen mehr als 60 namhafte Wissenschaftler und Wirtschaftsführer anlässlich des kommenden G20-Gipfels in Hamburg.
Nach heutigem Stand werden weltweit rund 41 Gigatonnen Kohlendioxid jährlich in die Atmosphäre geblasen und der so genannte Carbon-Crunch, bei dem sich das globale Klima über 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erhitzt und damit eine so gut wie nicht mehr umkehrbare und „für niemanden wünschenswerte Stresssituation“ für die gesamte Biosphäre entsteht, würde bei weiteren rund 600 Gt CO2 Emissionen eintreten – also in rund 15 Jahren. Sinken die Emissionen jedoch ab 2020 in nennenswertem Umfang, würde sich die Anpassungszeit bis zur nötigen komplett fossilfreien Ökonomie für die Weltwirtschaft um ein gutes Jahrzehnt verlängern.
„Die Senkung des Schadstoffausstoßes binnen 3 Jahren herbeizuführen sei notwendig, wünschenswert und erreichbar“, so die Autoren des im aktuellen Nature Fachmagazin veröffentlichten offenen Briefes um Christiana Figueres, Hans Joachim Schellnhuber, Gail Whiteman, Johan Rockström, Anthony Hobley und Stefan Rahmstorf. In einer Aktions- und Informationskampagne unter dem Namen „Mission 2020“ stellen sie einen 6-Punkte-Plan nach dem „Carbon Law“ benannten Konzept vor, wie die Weltgemeinschaft die Dekarbonisierung und wohl größte Aufgabe unserer Zeit meistern könnte.
Bis 2020 müssten demnach mindestens 30 Prozent des globalen Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden und die größten Umweltverschmutzer wie Kohlekraftwerke sukzessive schließen. Elektrisch betriebene Fahrzeuge müssten mindestens 15 Prozent Verkehrsanteil ausmachen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wäre zu verdoppeln. Für Lkw´s wäre eine um 20 Prozent höhere Kraftstoffeffizienz gefordert und im Flugverkehr wären 20 Prozent weniger Treibhausgase pro Kilometer auszustoßen.
Statt weitere Wälder abzuholzen, müsse auf Aufforstung und die Schaffung von CO2 Senken sowie nachhaltige Landwirtschaft gesetzt werden. Die Netto-Emissionen durch Rodung und Landnutzung müssten im nächsten Jahrzehnt gestoppt werden. Bis 2050 müsse die Schwerindustrie ihre Emissionen halbiert haben. Alle Städte, Gebäude und Infrastruktur müssten ohne Kohle und nahezu emissionfsfrei betrieben werden. Und natürlich wird uns all das auch etwas kosten: Rund 1.000 Milliarden US-Dollar pro Jahr wird die Weltgemeinschaft bereitstellen müssen, so die Autoren, die auch dezidiert dazu aufrufen, keine politischen Entscheidungen zu treffen, ohne die Wissenschaft heranzuziehen.
Anmerkung:
Die genannten Zahlen gehen von einer globalen und einheitlichen Vorgehensweise der Weltgemeinschaft aus – defakto sind aber viele Entwicklungsländer auch bei bestem Willen überhaupt nicht in der Lage, innerhalb von ein paar Jahren alle nötigen Änderungen herbeizuführen. Das heißt für uns, für die so genannte zivilisierte Welt, dass wir umso raschere und größere Bemühungen durchführen müssen, um unsere Zivilisation vor dem (Klima-)Kollaps zu bewahren.
Titelbild: Climate Change (pixabay.com, public domain)