Message Control heißt das Zauberwort für Regierungsharmonie. Zudem betreibt die ÖVP-FPÖ-Koalition Ablenkung ähnlich erfolgreich. Nicht zuletzt dank des Boulevards.
Ein Kommentar von Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur
Nur wenig hat in den vergangenen Monaten die Regierungsharmonie erschüttern können. Alle Regierungsmitglieder sind verpflichtet, sich unverbrüchlich der „Message Control“ zu unterwerfen. „Wir ziehen alle an einem Strang“, so das Motto der Kuschel-Koalitionäre.
Das Schweigen des Regierungschefs zu rechten Unsäglichkeiten des kleineren Koalitionspartners war und ist immer wieder die Devise. Es dürfte dem Obmann seiner einst als christlich-sozial eingeschätzten Partei so schwer nicht gefallen sein. Denn auch er selbst hat sich nicht nur in der Migrationsfrage rechtspopulistischer Rhetorik bedient.
Mit Harmonie und Eitelwonne war es allerdings kurzfristig vorbei. Die nachgewiesenen FPÖ-Querverbindungen weit hinein in die rechtsextreme (identitäre) Schmuddelecke waren denn auch für den Kanzler des Schlechten zuviel. Er konnte die Verflechtungen und Umtriebe letztlich nicht länger ignorieren. Jedenfalls ein unangenehmes Thema für die auf totale Geschlossenheit bedachte Regierung.
Doch es gibt ein bewährtes Erfolgsrezept: Ablenkung. Mit Unterstützung der Kronen Zeitung wurde eine Razzia gegen ein paar rechtsradikale Konzertbesucher medial groß inszeniert. Die Doppelbotschaft: „Seht her, wir tun was gegen Rechtsextreme“ und „So gefährlich sind die ja gar nicht“ – denn Festnahmen sind keine erfolgt.
Sogar der nach der Kür von Martina Salomon zur neuen Chefredakteurin regierungsfreundlicher gewordene KURIER schreibt von einem „durchsichtigen Manöver“ und von „großer Ablenkung“.
Armin Wolf, engagierter Anchorman der ZiB 2, dazu auf Twitter:
Ein ziemlich verlässliches Muster in der PR-Arbeit der Koalition: Wenn ein Thema sehr unangenehm wird – ein neues Thema auf die Agenda bringen. In der Regel via Kronenzeitung und rund um Migration/Flüchtlinge/Sicherheit:https://t.co/iZNH6iHWSt
— Armin Wolf (@ArminWolf) 9. April 2019
Titelbild: Sebastian Kurz, Brüssel, 2017 (Foto: BMEIA/Dragan Tatic/flickr.com; Lizenz: CC BY 2.0), Original bearbeitet durch Unsere Zeitung.
Wenn Sebastian kurz nach nun zu einer Beratung mit seinen Vorgängern( mit Ausnahme von mitterlehner trifft, stellt er damit der FPÖ die Rute ins Fenster?
Was wenn sie sich dafür aussprechen die FPÖ stärker an die Kandare zu nehmen? Drohen dann Neuwahlen? Das wird er nur riskieren,wenn er dich Chancen auf die absolute ausrechnet, nehme ich an. Dieser Gedanke gefällt mir auch nicht viel besser als die jetzige Regierung.