Geisterspiele als endgültiger Beweis für die Unverzichtbarkeit der Fans

Geisterspiel

Der Fußball muss wieder fanfreundlicher werden. Das wird spätestens durch die coronabedingten Geisterspiele deutlich.

von Moritz Ettlinger

Es war kein schlechtes Spiel, doch so wirklich Stimmung wollte nicht aufkommen. Gut, das Match war ja auch in der Red-Bull-Arena, könnte man etwas zynisch meinen. Aber das war in dem Fall natürlich nicht der Grund, denn der liegt dank Corona auf der Hand: Das Stadion beim Spiel Salzburg gegen Rapid am Mittwochabend war leer. Genauso wie alle anderen Arenen Europas, in denen derzeit überhaupt gespielt wird. Sogenannte Geisterspiele also, Spiele, in denen die Teams ohne die Unterstützung der Fans auskommen müssen.

Normalerweise werden bestimmte Teams aufgrund von diversen Verfehlungen zu solchen Geisterspielen verdonnert. Rapid Wien wurde beispielsweise nach einem Platzsturm von Fans während eines Wiener Derbys im Jahr 2011 zu einem Geisterspiel verurteilt, ZSKA Moskau musste nach rassistischen Äußerungen der eigenen Anhänger gar vier Spiele ohne Zuschauer*innen auskommen. Geisterspiele waren in der Vergangenheit also immer eine Strafe, in Zeiten von Corona sind sie die einzige Möglichkeit, überhaupt spielen zu können.

Die derzeitige Situation, so unbefriedigend sie auch sein mag, bietet eine große Chance. Wenn man sich momentan Spiele im Fernsehen ansieht, merkt man sofort, dass da etwas fehlt. Fußball in einem leeren Stadion ist einfach nicht das Gleiche, weder für die Spieler*innen auf dem Platz noch für das Publikum zuhause vor den TV-Geräten. Der Streamingdienst DAZN bietet für die Spiele der deutschen Bundesliga sogar eine eigene Tonspur an, in der Fangesänge eingespielt werden, um dem Publikum zumindest das Gefühl einer stimmungsvollen Atmosphäre zu geben.

Doch der Respekt, denn die Fans eigentlich verdient hätten, wird ihnen schon lange nicht mehr entgegengebracht. Viel zu hohe Ticketpreise, Anstoßzeiten und -tage, die nicht gerade zu Auswärtsfahrten oder Familienausflügen einladen, Kollektivstrafen von ganzen Fangruppierungen aufgrund von Dummheiten Einzelner: Es wird den Anhänger*innen nicht leicht gemacht, ihre Mannschaft zu unterstützen.

Es wird Zeit, die Kommerzialisierung des Fußballs ein Stück weit zurückzudrehen. Nicht die Wünsche der TV-Sender sollten ausschlaggebend für Anstoßzeiten und Spieltage sein, sondern die Lebensrealitäten der Fans. Nicht nur Besserverdiener*innen sollten sich eine Tages- oder Dauerkarte für ihr Team leisten können, sondern alle. 

Fans, und das verdeutlicht die derzeitige Situation einmal mehr, sind unverzichtbarer Bestandteil des Fußballs und gehören auch dementsprechend behandelt. Das sollten spätestens jetzt alle begriffen haben.

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Titelbild:  Jan Blanke auf Pixabay / bearbeitet von UZ

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