Die jüngsten Klimaprognosen der Weltwetterorganisation warnen: Die 1,5 Grad Marke der Pariser Klimaziele wird wohl demnächst erreicht – und nicht erst 2050.
Von R. Manoutschehri
Die jährliche globale Durchschnittstemperatur dürfte schon in den kommenden fünf Jahren allermindestens 1 ° Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) liegen, doch es besteht sogar eine Wahrscheinlichkeit von 20%, dass sie zumindest in einem dieser Jahre die 1,5 ° C Marke überschreitet, besagen die jüngsten Klimaprognosen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).
Die Klimaziele von Paris sahen vor, diese 1,5 Grad Marke n.M. nicht zu überschreiten, um irreversible Auswirkungen auf Klima, Mensch und Natur zu vehindern. Der Zeitrahmen dieser Entwicklung und für noch wirkungsvolle Gegenmaßnahmen der Weltgemeinschaft wurde bis 2050 angesetzt – was sich nun als viel zu „großzügig geschätzt“ erweist. Der Klimawandel und das Global Warming vollzieht sich immer rascher.
WMO Klima-Vorhersagen bis 2024
Als Ergänzung zum „Global Seasonal Climate Update“ Bericht, welcher den meteorologischen und klimatologischen Status quo und das Jahr 2020 unter die Lupe nahm, veröffentlichte die WMO am Donnerstag das „Annual to Decadal Climate Update“ für den Zeitraum bis 2024, das unter Leitung des britischen Met Office und mittels Computermodellen führender Klimazentren rund um den Globus Klima-relevante Informationen für Entscheidungsträger erstellt.
„Diese Studie zeigt die enorme Herausforderung, das Pariser Klimawandel-Übereinkommen zu erreichen, einen globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert deutlich unter 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten. Die Temperatur steigt trotz ggw. Anstrengungen noch weiter auf 1,5 Grad Celsius.“
(WMO-Generalsekretär Petteri Taalas am 9. Juli 2020).
Schon jetzt läge die Durchschnittstemperatur der Erde bereits über 1 Grad Celsius über jener der vorindustriellen Zeit und das letzte Jahrzehnt sowie der letzte Fünfjahreszeitraum waren die Wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Die wichtigsten Prognosen
Im Jahr 2020 dürften große Landflächen auf der Nordhalbkugel über 0,8 ° C wärmer sein als in der jüngeren Vergangenheit (definiert als Durchschnitt von 1981-2010), insbesondere die Arktis dürfte sich bereits um mehr als das Doppelte des globalen Mittelwerts erwärmt haben.
Trockener als in der jüngeren Vergangenheit sind Teile Südamerikas, des südlichen Afrikas und Australiens. Im Zeitraum 2020-2024 sind Regionen in hohen Breitengraden und die Sahelzone wahrscheinlich feuchter als in der jüngeren Vergangenheit, während nördliche und östliche Teile Südamerikas wahrscheinlich trockener werden.
Im Zeitraum 2020-2024 dürften fast alle Regionen (außer Teilen der südlichen Ozeane) wärmer werden als in der jüngeren Vergangenheit, wobei die kleinsten Temperaturänderungen in den Tropen und in den mittleren Breiten der südlichen Hemisphäre zu erwarten sind.
Die jährliche globale Temperatur dürfte in den kommenden 5 Jahren mindestens 1 ° C wärmer sein als das vorindustrielle Niveau (definiert als Durchschnitt von 1850 bis 1900) und sehr wahrscheinlich im Bereich von 0,91 bis 1,59 ° C liegen.
Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von ~ 70%, dass ein oder mehrere Monate in den nächsten 5 Jahren mindestens 1,5 ° C wärmer sind als vorindustrielle Werte.
Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von ~ 20%, dass eines der nächsten 5 Jahre mindestens 1,5 ° C wärmer als vorindustrielle Werte ist, aber die Wahrscheinlichkeit steige mit der Zeit.
Und leider wäre „aufgrund der sehr langen Lebensdauer von CO2 in der Atmosphäre nicht zu erwarten, dass die Auswirkungen des Emissionsrückgangs in diesem Jahr zu einer Verringerung der atmosphärischen CO2-Konzentrationen führen“, ergänzte Taalas erneut und apelliert an die Weltgemeinschaft:
„Während COVID-19 eine schwere internationale Gesundheits- und Wirtschaftskrise verursacht hat, kann die Nichtbeachtung des Klimawandels das Wohlergehen der Menschen, der Ökosysteme und der Wirtschaft über Jahrhunderte hinweg gefährden. Die Regierungen müssen die Gelegenheit nutzen, Klimaschutzmaßnahmen als Teil von Wiederherstellungsprogrammen zu nutzen.“
Zum Nachlesen – der WMO-Bericht in UZ: Es wird heißer als je zuvor in der Menschheitsgeschichte
Mehr dazu in unserer neuen Rubrik Nachhaltigkeit