Gerechtigkeit
von Alois Reisenbichler
Gerechtigkeit hängt immer mit den Strukturen zusammen, besonders mit den Wirtschaftsstrukturen. Gerechtigkeit ist in Strukturen gegossene Liebe. Die Armut kann nicht vorrangig mit Almosen bekämpft werden. Wir müssen auf der Welt Wirtschaftsstrukturen schaffen, wo die Kluft zwischen Arm und Reich nicht mehr auseinander geht, wo ein gutes Leben für alle Menschen unserer Erde möglich wird.
Momentan gibt es diese Strukturen nicht, weil die Strukturen der neoliberalen Wirtschaft nicht das Wohl des Menschen im Blickpunkt haben, sondern nur die Profitmaximierung. In der Wirtschaft steht nicht der Mensch im Mittelpunkt und darum hat Papst Franziskus Recht, wenn er sagt, dass diese Wirtschaft tötet. Es müssen durch die Politik Strukturen und Regeln geschaffen werden, die eine permanente, eine nachhaltige Umverteilung von Reich zu Arm möglich machen. Wir brauchen eine Dominanz der Politik über die Wirtschaft und nicht umgekehrt. Wir brauchen aber auch eine Politik, die eine klare Option für die Schwachen und Zukurzgekommenen hat. (Kaplan Franz Sieder, Predigt beim Friedensgottesdienst von Pax Christi und Aktionsgemeinschaft Christen und Christinnen für die Friedensbewegung am 12. April 2015 im Wiener Stephansdom).
Schon 1934 sagte Dietrich Bonhoeffer: „Das Christentum steht oder fällt mit seinem revolutionären Protest gegen Gewalt, Willkür und Machtstolz und mit seiner Verteidigung der Schwachen. Ich glaube, dass die Christenheit eher zu wenig tut, dies klarzumachen, als zu viel. Die Christenheit sollte sich viel entschiedener auf die Seite der Schwachen stellen.“ (Dietrich Bonhoeffer von A bis Z, Gütersloh 2010, Seite 184).
Und Jean Ziegler schreibt heute: „Jeder und jede muss in jedem Augenblick seines und ihres Handelns klar wählen, wo er oder sie steht. (…) Auf welcher Seite stehst du? Die Feinde des Menschen sind heute die weltweite Diktatur der Oligarchien des globalisierten Finanzkapitals und die absurde Ordnung, die sie dem Planeten aufzwingt mit ihrem Gefolge aus gedemütigten, hungernden Menschen und zerstörten Familien.“ (Jean Ziegler, Ändere die Welt, München 2015, Seite 278).
Gerechtigkeit und Frieden – diese Botschaft der Bibel ist heute sehr aktuell. Trotz vieler schöner Worte bei Sonntagsreden ist sie gegen den Zeitgeist und die sogenannte Realpolitik. „Ein gutes Leben für alle Menschen auf unserer Erde“ – diese Vision wird nur möglich werden, wenn wir uns kämpferisch für mehr Gerechtigkeit einsetzen. Wir müssen das auf allen Ebenen tun.
Rote, frohe und gesegnete Pfingsten
Alois Reisenbichler ist u. a. bei den Christ/innen für die Friedensbewegung, in der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS), in der Hiroshima-Gruppe Wien, in der Katholischen Arbeitnehmer/innen Bewegung (KAB) und bei Pax Christi engagiert.
Für mich die wichtigste Botschaft – jeder kann beitragen- damit wir wieder mehr Gefühl für das was uns wirklich nährt und das was wir wirklich nicht brauchen, entwickelt.
Wenn wir unser Handeln, unsere Eintscheidungen in Einklang mit unserem Verstand und dem Herzen treffen, kann jeder von uns einen Beitrag zum Miteinander in Frieden, zu mehr Mitgefühl und Freude, leisten.
Es geht nicht darum den Terror, die Geldgier, die Habsucht zu verurteilen und zu bekämpfen, sondern für sich zu entscheiden, wofür ich mein Sein, meine Energie einsetze. Für Hass und Verurteilung oder für das Bewußtsein, dass jeder von uns fähig ist das Gute oder die Gewalt zu wählen. Senden wir gute Gedanken aus, um als Einzelner die Liebe in uns und auf der Welt zu nähern. Weihnachten soll die Wiedergeburt der gelebten Liebe auf Erden sein. Versuchen wir es, jeder von uns!