Die Steiermark und das Burgenland haben ihre Landtage gewählt. Die Ergebnisse sind bekanntermaßen schockierend, doch nicht wirklich überraschend, nicht einmal im Ausland. Oft und gerne bemühte man geologische Metaphern. Franz Voves (SPÖ) und Hermann Schützenhöfer (ÖVP) machten im Vorfeld auf Staatsmann. Sie erweisen sich nun – kaum überraschend – als pragmatische, machtbewusste Sesselfurzer. Der Standard druckte vor den Wahlen einen schwurbeligen Text Anton Pelinkas ab. Hiernach sind „linksextreme“ (SYRIZA) und „rechtsextreme“ (Front National) Parteien Verbündete, wirken doch beide gegen die EU. Das ist eine peinliche Übersimplifikation, wie einige derStandard-UserInnen richtig anmerkten. Denn der größte Feind der vielbemühten europäischen Werte und Grundrechte (etwa auf Streik) sitzt weder in Paris noch in Athen noch in Budapest; es ist Brüssel selbst, die etablierte politische Kaste, welche sich seit über 20 Jahren von rechts treiben lässt.
¿Revolución ya?
Ein letztes Wort zu Wahlen ist angebracht. Ralph Schulze kommentierte die Erfolge der spanischen Linken mit einem Seitenhieb: „eine linke Machtrevolution“ müsse demnach nicht „- wie bei der griechischen Schwesterpartei Syriza – ins politische Chaos münden“, schreibt der Autor der Salzburger Nachrichten. So verwechselt er klassisch Ursache und Wirkung.
Die katholische Zeitung brachte in derselben Ausgabe einen Bericht über den nunmehr seligen Befreiungstheologen Óscar Romero. Bleiben wir in Lateinamerika, so ist die Streichung Kubas von der Terrorliste der USA von weltlicher Wichtigkeit. Das ist noch keine Revolution, aber ein wichtiger Schritt hin zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den Ländern. Der ORF ist übrigens schlecht informiert, wenn er meint, der Händedruck zwischen Castro und Obama in Panama sei bedeutsam. Wirklich historisch war der Handschlag der Staatschefs bei der Trauerfeier für Nelson Mandela Ende 2013. Die rechte US-Öffentlichkeit schob damals prompt Panik und geiferte. Gleichermaßen drehen österreichische und malaysische Behörden am Rad, verstärkt Washington seine Zäune, wenn SyrerInnen, Rohingya oder Latin@s rübermachen wollen.
Quelle: Küstenwache
Internationale Medien meldeten am Wochenende, die italienische Küstenwache hätte gemeinsam mit der Bundesmarine und anderen zunächst 570, dann doch 3300, später eher „etwa 4000“, insgesamt „mehr als 4000“, genauer 4200 Flüchtlinge von mehreren Dinghis gerettet. Der Infotainment-Kanal n-tv meinte, das sei heuer „wohl neuer Rekord“ (stimmt nicht), als ob es sich bei der Überfahrt um eine Regatta handle. Offiziell zählte man 17 Tote. Die Berichte sind nicht allein aufgrund der Zahlen problematisch, sondern der Quelle: der italienischen Küstenwache. Eine Überprüfung der Fakten oder der als „Rettungsaktion“ gefeierten Operation wird nicht einmal versucht. Damit pfeifen die zitierten Medien frech auf einen wichtigen Grundsatz journalistischer Arbeit (Paragraph 2) und liefern der Festung Europa reinwaschende Publicity.
Foto: Whit Welles – A humpback whale breaching. (Lizenz: CC BY 3.0, Quelle: wiki commons)