Am Samstag war es wieder so weit, das aktuelle Duell zwischen „Gut“- und „Wutbürger“ ging in eine neue Runde. Diesmal allerdings mit weniger Weinreben und mehr Hauptstadtflair. 700 AntifaschistInnen nahmen eine Versammlung von ungefähr 400 Rechten zum Anlass lautstark ihre Gesinnung zum Ausdruck zu bringen.
Auch wenn die idyllische Grenzregion Spielfeld letzte Woche weit mehr Natur und Wandertagsatmosphäre zu bieten hatte, war das Bild, das sich gestern am Wiener Heldenplatz bot nicht minder spannend. Inmitten der rot-weiß-roten Menschenmenge fanden sich sowohl Identitäre als auch Neonazis der Unsterblich Austria Fangruppe, welche einschlägig für ihren Neonazismus bekannt und unter vielen Fußballfans dafür geächtet ist. Abgesehen von den Thor Steinar Models, waren die obligatorischen „PatriotInnen“ und „besorgten BürgerInnen“ eifrig am Nationalfahnen wedeln.
Ebenso Diffus wie das Publikum, war das Zeichen unter dem die Veranstaltung der FaschistInnen stand. Eine Facebookseite namens „Rücktritt Werner Faymann“ initiierte die Kundgebung der Rechten unter dem Motto „Asylmissbrauch stoppen!“, was latent rechts klingt. Dies führte im Vorfeld bereits dazu, dass auf der Facebookseite, der besagten Veranstaltung reges Treiben von mehr oder minder radikalen RechtstümmlerInnen herrschte.
Vernichtungsfantasien gegenüber Flüchtenden und allgemeine gewaltverherrlichende Aussagen gegen Minderheiten, ließen schnell klar werden, welches Zielpublikum am Samstag erscheinen wird.
Nicht nur, dass die besagte Zielgruppe wie oben erwähnt ordnungsgemäß anwesend war, ihnen wurde sogar im Vorfeld genehmigt auf dem Deserteursdenkmal am Ballhausplatz eine Rede zu halten und dieses antifaschistische Denkmal zu okkupieren. Dementsprechend provoziert fühlte man sich auf der anderen Seite der Polizeisperren von einem selbst gemalten „Solidarität mit Österreich“ Banner, welches auf dem Denkmal angebracht wurde.
Zu Ausschreitungen kam es gestern nicht, ein faustgroßes Tetrapack welches neben einer stolzen Österreicherin auf den Boden klatschte, war das höchste der radikalen Gefühle. Dafür hatte der bürgerliche Rechtsstaat an diesem Tag gesorgt, auf Hauptstadtdemos geht es nun mal gediegener zu als im hügeligen Grenzgebiet.
Text und Fotos: Niklas Böck