Schächtung, Nikolausverbot, Kinderehe: da die meisten Flüchtlinge Muslime sind, wird ihr Glaube zur Zielscheibe fieser Vorurteile.
Asylkalender, 19. Dezember 2015.
Im Netz, auf PEGIDA-Demos und bei FPÖ-Stammtischen tummeln sich bekanntermaßen viele Kreuzritter, die sich um „unsere Werte“ sorgen. Damit sind heimische Normen gemeint, an die sich angeblich alle ÖsterreicherInnen halten (etwa in Geschlechterfragen). Oft werden diese mit religiösen Fragen vermischt. „Die“ hätten eine andere Religion als „wir“, heißt es da oft. Da fragt man etwa, ob islamische Flüchtlinge „dann auch Minderjährige heiraten oder mit Minderjährigen Sex ham“ (20. Minute) dürfen.
Nach verschiedenen Überlieferungen war eine Frau Mohameds (Aischa) bei der Hochzeit neun Jahre alt. Obgleich die meisten islamischen Länder Kinderehen verbieten und (zumindest 2008) eine höhere Altersgrenze für heiratswillige Mädchen als die katholische Kirche ansetzten, werden dennoch immer wieder auch dort Fälle von Kindesheirat und Kinderhandel bekannt. Für eine Eheschließung bedarf es übrigens in beiden Religion des Konsens.
Ein anderes Vorurteil betrifft Kinder in der Adventzeit. Seit Jahren kommt irgendwo in Österreich im Advent die Mär auf, wonach der „Nikolo“ sowohl als Geschenkebringer als auch als Süßigkeit verboten werden soll. Sie erweist sich immer als falsch oder als Missverständnis.
Zuletzt bewegte ein kleiner, rassistischer Mob die Handelskette SPAR dazu, ihr mickriges Halal-Angebot aus den Regalen zu nehmen. Diese Frömmlinge, die vereinzelt Muslime mit Schwein zwangsernähren wollen, führen gern den Tierschutz an. Dazu passt der Verein gegen Tierfabriken. Der produzierte heuer einige Videos, die „tierliebe“ Schlachtungen und Mast in christlichen Betrieben zeigen. Ein Advent-Beispiel:
Wenn Strache übrigens behauptet, „jeder Terrorist in den letzten Jahren war ein Moslem“, verleugnet er ganz bewusst Dylann Roof, Breivik und nicht zuletzt Franz Fuchs.
Text: Zoran Sergievski
Foto: thinglink.com
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