Bundespräsident Fischer traf Rául Castro und Juan Manuel Santos – Ausweitung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen im Vordergrund – Wiedereröffnung der österreichischen Botschaft in Bogotá
von Michael Wögerer
Wien/Havanna/Bogotá – Mit einer knapp 90-köpfigen Delegation aus Politik, Kultur und Wirtschaft ist Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer am Dienstagabend in Kuba eingetroffen und reiste am Freitag zu einem offiziellen Besuch nach Kolumbien weiter. In Havanna kam es zu einem Treffen mit Staatspräsidenten Rául Castro, in Bogotá traf er mit seinem Amtskollegen Juan Manuel Santos zusammen, ehe am Samstag die Wiedereröffnung der österreichischen Botschaft und ein Konzert der Wiener Philharmoniker am Programm stand.
„Das Land befindet sich in einer sehr interessanten Entwicklungsphase“, so Fischer beim ersten Besuch eines österreichischen Staatsoberhauptes in Kuba am Dienstag, zugleich der 70. Jahrestag des Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen beider Länder. Als Ziel der Reise nannte Fischer die Ausweitung von Bildungs- und Wissenschaftskooperationen, Fortschritte beim Abschluss eines Rechtshilfeabkommens sowie die Intensivierung des Menschenrechtsdialogs zwischen der EU und Kuba. Der österreichische Staatschef wurde von Justizminister Wolfgang Brandstetter, dem Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer Christoph Matznetter, den Klubobmännern beider Regierungsparteien sowie zahlreichen Wirtschafts- und Kulturvertretern begleitet.
Die schrittweise Stärkung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sowie internationale Themen standen beim Zusammentreffen mit dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro am Mittwochnachmittag am Programm. Die Annäherung zwischen Kuba und den USA werden auch für die Europäische Union inklusive Österreich positive Auswirkungen haben, zeigte sich Fischer im Anschluss an das knapp vierstündige Gespräch überzeugt. Zur selben Zeit traf der kubanische Vizepräsident Ricardo Cabrisas zu einem Arbeitsgespräch mit Rudolf Scholten, Generaldirektor der Österreichischen Kontrollbank, zusammen und analysierte mit ihm auf umfassende Weise die aktuelle Situation und Perspektive der wirtschaftlichen, kommerziellen und finanziellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, unter Berücksichtigung der Ergebnisse des am Morgen dieses Tages abgehaltenen Wirtschaftsforums Kuba-Österreich. Es folgte die Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens zur Regelung der kubanischen Schulden auf Basis der Vereinbarungen im Rahmen der Verhandlungen mit der Ad-hoc-Gruppe des Pariser Clubs.
Im Anschluss an den Besuch in Kuba reiste die Delegation aus Wien nach Bogotá weiter. Auch hier handelt es sich um den ersten offiziellen Besuch eines österreichischen Staatsoberhauptes. Am Freitagvormittag (Ortszeit) traf Fischer mit dem kolumbianischen Staatspräsidenten Juan Manuel Santos zusammen. Im Vorfeld lobte der österreichische Präsident die „großen Fortschritte in den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Untergrundorganisation FARC“. Aber auch in Bogotá standen die Ausweitung der Handelsbeziehungen beider Länder im Vordergrund. Kolumbien ist Österreichs drittgrößter Handelspartner in der Region.
Die abschließenden Höhepunkte der Lateinamerika-Reise des österreichischen Bundespräsidenten sind die Wiedereröffnung der österreichischen Botschaft in Kolumbien – die Vertretung war 2012 einem Sparkurs zum Opfer gefallen – sowie ein Konzert der Wiener Philharmoniker im Teatro Mayor von Bogotá.
Fotos: cubaminrex.cu ; cancilleria.gov.co