[3K – Massenmedien am Montag: Folge 67]
Dietrich Mateschitz hat in einem ebenso spannenden wie kurzen Match gegen AK und Gewerkschaft alle Angestelltenrechte im Red Bull Media House ins Aus geschickt. Der 64. auf der Forbes-Milliardärsliste und reichste lebende Österreicher gewann Mitte vergangener Woche mit seinem Vermögen und 205:59 Stimmen gegen einen inexistenten Betriebsrat bei ServusTV. So kam es zum überragenden Sieg des Bullenbrausenmilliardärs:
Die Kunde von der Schließung des Senders schleuderte das Unternehmen am Dienstag wie einen Wingsuit-Flieger in die Öffentlichkeit. Bei der Eröffnung der Partie hieß es, wirtschaftliche Gründe seien für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen. Das verwunderte viele KommentatorInnen, hatte der Konzern doch in jüngster Vergangenheit viel Geld in die Hand genommen. Erst im April ging nach einem Teamchefwechsel die Regio-Reihe Heimatleuchten on Air. Außerdem sicherte sich der Aufsteiger aus Fuschl die Rechte für inländische Eishockeyübertragungen im Free-TV bis 2019. Im Feber startete der Komedy Klub. Davor sackte ServusTV noch die Österreich-Live-Rechte dreier Saisonen der Moto-GP ein, wie die Salzburger Nachrichten (SN) berichten.
Mateschitz, der Red Bull wie eine Mischung aus Bhagwan-Sekte und IKEA führt (Michael Nikbakhsh, profil), hielt sich zunächst bedeckt. Aber bereits am Dienstagvormittag gab er gegenüber den SN und dem Kurier zu, ein zu gründender Betriebsrat ist der Hauptgrund. Dieser hätte ServusTV „nachhaltig beschädigt.“ Eine anonyme Angestellte sprach mit der Wiener Tageszeitung. Didi, wie ihn JüngerInnen gerne nennen, habe das Ansinnen furchtbar geärgert, „’so etwas habe ich noch nie erlebt.’“
Eine anonyme Mail von außen, die an alle KollegInnen von ServusTV ging, brachte den Ball ins Rollen. Darin wurde zu einer Abstimmung über die Einrichtung des Rats aufgerufen. Didis Verärgerung hat ausgereicht, denn noch am Dienstag leisteten 205 MitarbeiterInnen des Kanals in einem offenen Brief vorauseilenden Gehorsam:
„Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat. Darüber hinaus verbitten wir uns ausdrücklich jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen.“
Da das Personal insgesamt 264 Menschen zählt, sprächen die UnterzeichnerInnen des Briefs für viele mehr, „die durch Tagesgeschäft, Mutterschaft, Krankheit oder Urlaub“ verhindert seien. Wegen dieses Briefs kam es zum Showdown zwischen AK und Gewerkschaft einerseits und Red Bull andererseits. Erstere unterlagen schließlich. Belegschaft und LizenzpartnerInnen sind vorübergehend beruhigt. Jedoch mehren sich seit der Nachspielzeit laut Standard die Gerüchte, all dies sei eine von Mateschitz inszenierte Sache. Echte Rats-BefürworterInnen sollten mundtot gemacht werden.
Es wäre ein gewohnt gewiefter Schachzug der Roten Bullen, deren zynische PR und Marketing zur Weltklasse gehören. Eine derart gekonnte Umgehung des §40 ArbVG und des §12 StGG bei Red Bull bedeutet langfristig: Griaß Di, Geldgott Didi und Servus, Grundrechte!