Heute, Samstag, starb der Journalist und Autor Peter Scholl-Latour nach schwerer Krankheit im Alter von 90 Jahren in Rhöndorf am Rhein (Nordrhein-Westfalen).
Der 1924 in Bochum geborene Sohn eines Arztes arbeitete schon während des Studiums als Reisejournalist für deutsche und französische Zeitungen und Rundfunkanstalten, später war er als ARD- und ZDF-Korrespondent tätig. Für seine Berichte bereiste er die ganze Welt, seit 1988 war Scholl-Latour vor allem freier Autor. Bis 2010 produzierte er gelegentlich noch Reportagen für das ZDF und trat weiterhin als Interviewpartner und Gast in zahlreichen Talkshows auf.
Den deutschen Medien galt er seit vielen Jahren als Ansprechpartner und Experte für die Themenbereiche Naher Osten und Islam. In vielen Fernsehdiskussionsrunden äußerte sich Scholl-Latour kritisch über die Rolle der USA und Großbritanniens bei geplanten und geführten Kriegen in Afghanistan und im Irak.
Zu vielen Themen und Weltregionen erschienen Bücher von ihm (zum Beispiel zu Nordkorea und der Volksrepublik China). Ein besonderes Faible entwickelte Scholl-Latour für Indochina, von dem sein Buch „Der Tod im Reisfeld“ handelte.
Scholl-Latour sei „über die Jahrzehnte hinweg fast immer gegen den westlichen Meinungsmainstream geschwommen“ sagte der Nahost-Experte Rudolph Chimelli. Im Gegensatz zu vielen anderen Journalisten habe er „in seiner Wortwahl nicht reflexartig westliche, vor allem amerikanische Propagandathesen wiedergegeben“, so Chimelli.
Foto: Peter Scholl-Latour, 2008 (Bernd Andres/CC BY-SA 3.0)