Die türkische Regierung machte einen syrischen Kurden namens Salih Neccar für den Bombenanschlag in Ankara verantwortlich. Einen Tag später bekannte sich eine terroristische Splittergruppierung der PKK namens TAK zu den Anschlägen und widerspricht somit der türkischen Regierung. Es ist unklar, welcher Version Glauben geschenkt werden darf. Von Armin Jabbari
Nach dem neuerlichen Terroranschlag in Ankara, bei dem 28 Menschen getötet und 81 durch eine Autobombe verletzt worden sind, hat sich die terroristische, kurdische Gruppe Teyrebazen Azadiya Kurdistan (TAK) zum Anschlag bekannt.
Die „Freiheitsfalken Kurdistans“ (TAK) ist eine explizit auf Terroranschläge ausgerichtete Gruppierung, die aus der PKK und ihrem militärischen Flügel (HPG) hervorgegangen sind, da ihnen der Widerstand der kurdischen Arbeiterpartei nicht weit genug gegangen ist. Seit ihrer Abspaltung im Jahr 2004 haben sie vor allem Anschläge an populären Orten im Westen der Türkei verübt, mit dem Ziel, den Tourismus zu sabotieren. Laut Bekennerschreiben gilt der Anschlag dem „faschistischen Regime der Türkei“, die kurdische ZivilistInnen ermordet hat, wie beispielsweise beim Massaker des türkischen Militärs gegen 60 Menschen, die in einem Keller in Cizir eingesperrt waren.
Es wird weiters genannt, dass die Tat vom TAK-Mitglied Abdulbaki Sönmez durchgeführt worden ist. Interessanterweise hat sich das Bild, das auf der Homepage der TAK Abdulbaki Sönmez darstellen soll, als eine Fälschung erwiesen. Umso bemerkenswerter erscheinen Erdogans Behauptungen, es handle sich beim Täter um einen syrischen Kurden namens Salih Neccar, der angeblich Mitglied der YPG gewesen sein soll und als Flüchtling in die Türkei gekommen ist. Die türkischen Behörden gaben weiter an, dass am Tatort ein Finger gefunden wurde, der zu den Fingerabdrücken eines registrierten Flüchtlings namens Salih Neccar passe. Die einzige syrisch-kurdische Familie, die den Namen Neccar trägt, gab an, keinen Verwandten zu haben, der Salih heißt.
Man hat es hier also mit zwei Versionen zu tun; Auf der einen Seite die Version der TAK, die für sich in Anspruch nimmt, den Anschlag ausgeführt zu haben und auf der anderen die Version des ehemaligen YPG-Kämpfers, der angeblich im Auftrag der syrischen Kurdenpartei PYD die Türkei angreifen wollte. Sollte sich die Version der türkischen Regierung als eine Lüge herausstellen, zeigt sich einmal mehr, wie krampfhaft Erdogan und Davutoglu versuchen, ein Gefahrenpotential zu konstruieren, der angeblich von den syrisch-kurdischen Kräften komme.
Es wird sich hoffentlich zeigen, wer tatsächlich für diesen grausamen Bombenanschlag verantwortlich ist.
Foto: Anschlag in Suruç, 20. Juli 2015 (Voice of America; gemeinfrei)