AKW-Panne in Saporoschje zeigt Informationschaos der ukrainischen Behörden

akw_ukraine„Technischer Defekt“ bereits am vergangenen Freitag (28.11.) – Warum wird die Öffentlichkeit erst heute informiert?

Bereits vor 5 Tagen, am 28. November, trat laut Angaben der Betreiber im ukrainischen Atomkraftwerk Saporoschje ein „technischer Defekt“ auf. Daraufhin wurde der dritte Reaktorblock des leistungsstärksten Kernkraftwerks Europas abgeschaltet. Warum die Öffentlichkeit erst heute, Mittwoch, in den Medien davon erfuhr, ist schleierhaft.

In einer Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa) zu Mittag wird das Informationschaos der ukrainischen Behörden deutlich. „Regierungschef Arseni Jazenjuk forderte Aufklärung von Energieminister Wladimir Demtschischin“, heißt es darin und zeigte sich auch darüber uninformiert, „wann die normale Versorgung wieder aufgenommen wird.“ Schließlich kommen der neu ernannte Energieminister und sein Vorgänger zu Wort, um die Lage zu beruhigen.

Beim aktuellen Störfall bestehe laut dem neuen Energieminister Wladimir Demtschischin „keine Gefahr“, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti. Der dritte Reaktor sei nach einem Kurzschluss im Stromversorgungssystem abgeschaltet worden. Der Reaktor werde repariert und soll bis Freitag wieder in Betrieb gehen. Demtschischins Vorgänger Juri Prodan, meldete sich ebenfalls zu Wort und meinte, dass sich die Lage bis diesen Samstag wieder normalisieren werde. Ukrainischen Medien zufolge mussten die Stromlieferungen aufgrund der Panne am Dienstag gedrosselt werden.

Saporoschje gilt als größtes Atomkraftwerk Europas. In der Ukraine sind gegenwärtig vier Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 13,835 Gigawatt in Betrieb: Saporoschje, Juschno-Ukrainskaja, Rowno und Chmelnizki. Sie decken rund 47 Prozent des Strombedarfs der Ex-Sowjetrepublik ab. Wegen des Gasmangels, häufiger Stromabschaltungen und des andauernden Militäreinsatzes in der östlichen Kohlebergbau-Region Donbass kündigte die Regierung in Kiew im September den Bau neuer Atommeiler an.

Demgegenüber stehen zahlreiche Länder nicht erst seit dem Super-Gau im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl vor 28 Jahren der Produktion von Strom durch Kernkraft kritisch gegenüber. Der österreichische Nationalrat verabschiedete nach der ablehnenden Volksabstimmung über das bereits fertiggebaute Kraftwerk Zwentendorf 1978 ein Gesetz zum Verbot der Nutzung der Kernspaltung für die Energieversorgung in Österreich. Länder wie Schweden, Italien, Kuba, Deutschland, Schweiz, Belgien, Frankreich und zuletzt Japan (nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011) sind bereits aus der Atomenergie ausgestiegen oder planen dies in den nächsten Jahren zu tun.

Es bleibt zu hoffen, dass in den Atomkraftwerken der Ukraine in Zukunft nichts Schlimmeres als ein kleiner „technischer Defekt“ passiert und dass die Bevölkerung über sämtliche Störfälle rechtzeitig informiert wird.

Quellen: dpa / RIA Novosti / wikipedia
Foto: RIA Novosti / Falin

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