Die Lohnberichterstattung („Global Wage Report“ 2014/15) der internationalen Arbeitsorganisation IAO (ILO) zeigt, dass in entwickelten Ökonomien die reale, preisbereinigte Lohnentwicklung 2012 und 2013 mit +0,1 bzw. 0,2 % sehr schwach war. In manchen Fällen – darunter Griechenland, Irland, Italien, Spanien und Großbritannien – war der Durchschnittslohn 2013 sogar real niedriger als 2007!
Die IAO kritisiert, dass „hohe Ungleichheitsniveaus das Wohlbefinden und den sozialen Zusammenhalt beeinträchtigen und das mittel- sowie langfristige Wirtschaftswachstum reduzieren. […] In vielen Ländern beginnt die Ungleichheit am Arbeitsmarkt. In den entwickelten Staaten, wo die Ungleichheit am meisten anstieg, war dies in der Kombination aus steigender Lohnungleichheit und Jobverlusten begründet.“
Für die IAO ist klar, dass „Politikmaßnahmen zur Erreichung von Vollbeschäftigung ein wichtiger Aspekt für die Reduzierung von Ungleichheit sind.“ Auch die Einnahmen- und Ausgabenpolitik des Staates könne in einem gewissen Ausmaß die Ungleichheit am Arbeitsmarkt ausgleichen, und zwar durch progressive Steuersysteme (also indem die finanziell am Leistungsfähigsten am meisten Steuern zahlen) und durch Transferleistungen, die die Haushaltseinkommen in der Gesellschaft gleicher machen. Und: „Letztendich ist für die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter der wirksamste und nachhaltigste Weg aus der Armut ein produktiver, gerecht bezahlter Job. Die Politik sollte sich auf dieses Ziel ausrichten.“
Quelle: Lang– und Kurz-Version
Bettina Csoka ist Referentin für den Bereich Verteilungspolitik (Einkommen, Vermögen und Arbeitszeit) in der Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik der AK Oberösterreich.
Video: Global Wage Report in short: Patrick Belser