11 Tage – Abgeknallt wie eine Ratte

LaborratteVon Andreas Haker

So oder so ähnlich hätte der Titel des Kunstprojektes mit politischem Statement des deutschen Florian Mehnert auch sein können. Worum ging es? Eine Ratte wurde in einem Käfig gehalten, von dem ein Livestream direkt ins Netz übertragen wurde. Nutzer konnten die Kamera bewegen und die Ratte quietschvergnügt rumturnen sehen.

Auffällig dabei waren allerdings der Countdown und das Fadenkreuz im Bild…

Was wurde im Kunstprojekt 11 Tage angekündigt?

Nach einem Countdown der, wie das Projekt schon im Namen trägt, 11 Tage dauern sollte, werde eine Waffe freigeschaltet, die vom User gesteuert werden kann. Die Ratte wäre zum Abschuss freigegeben. Ein User sollten das Gefühl erleben können, die Ratte wie ein Kampfdrohnenpilot von einem beliebigem Ort der Welt aus abschießen zu können.

Eine in diesem Zusammenhang durchgeführte Umfrage zeigte, dass ein doch beträchtlicher Teil der User einfach abdrücken würde. Demnach waren die Tage der Ratte mit dem Ende des Countdowns wohl ziemlich sicher gezählt.

Der Aufschrei der Netzgemeinde war verständlicherweise groß. Nebst derber Beschimpfungen musste Mehnert auch mit Morddrohungen klar kommen. Was er in den Tagen durchmachen musste, ist sicher kein Zuckerschlecken.

Lebt die Ratte noch?

US_drone_infrared_imageJa, sie lebt noch, denn sie wurde niemals zum Abschuss freigegeben. Nicht weil Mehnert es sich anders überlegt hatte, sondern weil er es entgegen seiner Ankündigung niemals vor hatte. Das Projekt sollte darauf aufmerksam machen, wie die Piloten von Kampfdrohnen unabhängig von ihrem „Arbeitsplatz“ Menschen auf dem ganzen Erdball töten.

Dagegen würde schließlich kaum jemand protestieren – die Ratte allerdings löste eine weltweite Welle der Empörung aus. Das Kunstprojekt sollte die Menschen zum Nachdenken anregen – das hat Mehnert damit wohl auch recht eindrucksvoll und unter hohem persönlichen Einsatz erreicht. Immerhin musste er ja doch auch in den letzten Tagen um sein Leben fürchten.

Erinnerungen….

Mich persönlich erinnert dieses Projekt an eine Forumsdiskussion vor einiger Zeit. Der Titel war „Sandler vs. Straßenköter“. Der Inhalt war ähnlich, nur in einem viel weniger globalen wenn auch nicht weniger dramatischen Rahmen.

Während die Leute kein Problem damit hätten für Straßenhunde in Gigritzpatschn oder sonstwo zu spenden, kämpfen Hilfsprojekte für Obdachlose um die Existenz. Auch wenn die Argumente und Situationen anders gelagert sind, könnte man sich auch dazu den einen oder anderen Gedanken machen.

Zuerst erschienen auf derHaker.at

Fotos: Laboratory Rat (Benmitch/Lizenz: CC BY 3.0); Infrared camera image taken from an American drone (Public Domain)

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