Mitte März verhängte die Stadt Innsbruck ein temporäres Bettelverbot über die Gelegenheitsmärkte in der Kapitale Tirols. Dafür stimmten ÖVP, FPÖ, die regierende Liste Für Innsbruck, die Piraten und die Liste Rudi Federspiel, eine FPÖ-Abspaltung. Dagegen waren Abgeordnete von SPÖ – welche in Wien wahlkampftauglich neue Wohnungen verspricht, doch alte verfallen lässt – plus Grünen. Eine blaue Presseaussendung hetzte gegen Arme. KritikerInnen vertreten außerdem die Ansicht, dass Innsbruck – wie andere Städte – für kaufkräftige KonsumentInnen sozial gesäubert, die Armut jedoch nicht bekämpft wird. In der Karwoche meldete sich dann die JVP zu Wort, welche ebenfalls bettlerfeindliche Sprüche absonderte und ein Verbot forderte. Von christlich-sozialer Nächstenliebe keine Spur. Am Inn blieben Protestaktionen gegen die Ausgrenzung weitgehend unbeachtet. Das Land schob unterdessen die Verantwortung für Flüchtlinge an den Bund ab. Schließlich war ein linker Kleriker auf ORF III nötig, um das TV-Osterwunder zu vollbringen, gespickt mit Zitaten von Brecht bis Marley, begleitet von Stücken Eislers wie Schostakowitschs.
Sekten
Die Hinrichtung ihres Messias brachte der antiken Hippie-Sekte bekanntlich einen Mitgliederschub. Ähnlich erfolgreich wäre gern so manche politische Sekte in Österreich. Die eine hat seit dem Absturz ihres Gründers stetig abgebaut, ihre neue Obfrau sucht nach Sponsoren. Jene, die bereits ihren Gönner gefunden haben, bringen jetzt ein Parteiblatt raus. Die NEOSliberalen machen seit dieser Woche einen auf Peter Pilz. Ergo Untersuchungsausschuss als Dauerbeschäftigungstherapie.
Ostermenü
An Feiertagen sind die Hirne gewöhnlich weicher, man schaut stets die gleichen Monumentalstreifen, stellt sich dieselben theologischen Fragen, frisst, frisst und frisst. In der Werbepause oder zwischen zwei Gängen wird ein Blick in die Sonntagskrone riskiert, weg vom Busenbildchen, vorbei an den Eierfärbetipps. Das Starinterview ist schließlich viel interessanter: da meldet sich der Lieblingsschwiegersohn-Stammtischmusiker zu Wort. Er, die konservativste Folklorefigur, seit es Schützenkapellen gibt, schwadroniert über Toleranz für seinesgleichen, brandmarkt den wichtigsten Musikpreis des Landes für seine „linksradikale Hetze“. Sogar die Krone kommt nicht umhin, das als Marketingstrategie zu entlarven. Dann wird der Nachtisch serviert, die Werbepause ist vorbei, und in den Mittagsnachrichten hört man den Standardtext, der sich seit Jahrzehnten kaum geändert hat: „Papst (Namen einfügen) hat heute die traditionelle Ostermesse auf dem Petersplatz abgehalten. Er sprach sich dort vor tausenden Gläubigen gegen (Armut, Hunger und Krieg in zum Weltgeschehen passende Reigenfolge bringen) und (beliebige Geißel einfügen) aus. Der Papst wünschte den Gläubigen in (glaubhafte Zahl einfügen) Sprachen ein frohes Fest. Zuletzt spendete er den Ostersegen Urbi et orbi, der Stadt und dem Erdkreis.“ Kollegin Schwabeneder schließlich führt ein verzichtbares Interview.
Bild: Dierick Bouts: Auferstehung, ca. 1455.