3K – Massenmedien am Montag

Der Kaiser ist tot. Es lebe der Kaiserpinguin?

Aptenodytes_forsteri_-Snow_Hill_Island,_Antarctica_-adults_and_juvenile-8Gerhard Angelo Roman Bacher ist tot. Der Journalist und langjährige Generalintendant des Österreichischen Rundfunks erlag am Samstag (27.6.2015) in Salzburg den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Heimatsender strahlte daher Sonntagnacht eine pathetische Doku Alexander Novaks aus, wie sie Radio Stephansdom beim Tode Johannes Paul II. kaum ärger bringen konnte. Die wenigen kritischen Seitenhiebe ließen etwa Peter Turrini wie den linken Hofnarren Bachers aussehen. André Heller wirkte gewohnt opportunistisch.


Lobhudelei XXL

Doch der Reihe nach. Über den Tod und die politischen Lager hinaus geriert sich die heimische Öffentlichkeit Gerd Bacher gegenüber devot: der Präsident, Bundesminister, Grüne, Blaue, der ÖJC und ORF-ManagerInnen (gleich in zwei Aussendungen) bekunden einem Hofstaat gleich ihr Beileid mit den Angehörigen des Rundfunk-Kaisers. Sie feiern Bachers zweifellos beeindruckende Leistungen (S.32-40) in gut zwanzig Jahren an der Spitze der mächtigsten Medieninstitution des Landes. Zu diesen Speichelleckern gehört auch der eher ORF-kritische Harald Fiedler.

Der STANDARD-Medienjournalist beschreibt die Umgestaltung des Rundfunks nach dem Volksbegehren von 1967, den Ausbau des Informationsangebots unter dem Langzeit-General und fasst dessen Wirken in einer knappen Chronik zusammen. Später verwies sein Etat auch auf einen namhaften Kritiker dieser Lobhudelei: den Wiener Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell.


Bachers Welten

Hausjell führt in einer (auch auf Facebook publizierten) Aussendung an, Bacher sei ein Konservativer mit männerbündlerischer Gesinnung gewesen. Überdies war der Medienmacher seinerzeit NSDAP-Parteianwärter. 1958 gehörte er zu einem der Proponenten im Wiener Zeitungskrieg (S.16 f.) und zeichnete 1989 Alfons Dalma aus, einen im Faschismus groß gewordenen Schreiberling. Zwischendurch war er Chef des Kuriers und gab Die Presse heraus. Das Webportal Stol.it verwendete überdies eine dpa-Meldung zum Todesfall als Verpackung revisionistischer PR. Bacher war in den 1960ern nämlich „eine wichtige Stütze der Südtiroler Freiheitskämpfer“, wie die Seite eine sezessionistische Partei zitiert. Wer nun unabhängig seiner Personalpolitik immer noch am Weltbild Bachers zweifelt, sei wieder die pluralere Aussendung empfohlen: „Er verwehrte sich gegen Versuche, ‚das Konservative in die Nachbarschaft des Faschistoiden zu rempeln‘. Freilich konnte man es auch umgekehrt sehen: Dass Bacher bei Freunden das Faschistoide nicht sehen wollte und lieber als Teil der konservativen Ideologie definierte.“, sagt Fritz Hausjell der APA.

Ein vorläufiges Fazit: ja, angesichts zunehmender Kommerzialisierung gerade der TV-Sparte, welche vor allem zwischen Mutantenstadl und US-Gleichförmigkeit oszilliiert und aufgrund eines blassen, sparwütigen Intendanten, fehlen zumindest Initiativen wie bei Bacher. Aber es braucht weder Kaiser Gerd noch Kaiserpinguin Alex. Es bedarf einzig einer Stärkung des ORF und seiner Belegschaft.

Beitragsbild: R. Lechner (Wilh. Müller), Wien – Franz Joseph I., Kaiser von Österreich. (Quelle: ÖNB)
Foto: Ian Duffy -Two adult Emperor Penguins with a juvenile on Snow Hill Island, Antarctica. (Lizenz: CC BY 2.0 Quelle: wikipedia)

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