3K – Massenmedien am Montag

Ein Scheißstaat

16044704584_50d6323d18_oKann diese Frau eigentlich etwas anderes als in schicken Kostümen Nicht-Entscheidungen zu verwalten? Wer erwartet noch, dass Johanna Mikl-Leitner, dass diese Republik die Würde der „willkommenen (vulgo flüchtlinge)“ achtet? Dass sie nicht vor der selbstverschuldeten Unfähigkeit kapituliert und dies auch noch feiert? Mit der Begründung, Österreich käme finanziell besser weg, wenn es Menschen in die Slowakei deportiert.

 

Asyl: eine Kurzgeschichte

Willkommene. So hat der fisch+fleisch-Blogger Bernhard Jenny Asylsuchende zuletzt getauft, getreu dem Schlachtruf, welcher zu Deutsch salopp „Sag(t) es laut und deutlich: Flüchtlinge sind hier willkommen“ lautet. Asyl ist gemäß UNHCR und der Bonner Bundeszentrale für politische Bildung bereits seit der Antike belegt. Verfolgte, welche gewisse Heiligtümer auch nur berührten, genossen umgehend den Schutz der Götter. Zwangsmaßnahmen gegenüber Beschützten galten daher als Frevel. Mose berichtet, wie ihm Gott befiehlt, sogar Kriminellen einen Unterschlupf und Schutz zu bieten. All das mündete in das spätere Kirchenasyl. Doch die Caritas endet dort, wo christlich-soziale Politik der Gegenwart anfängt. Umgekehrt springt die Caritas wie auf Bestellung ein, wenn christlich-soziale Politik versagt.

 

Vom Minoritenplatz …

Es ist eben keine Heuchelei (wie Hans Winkler in der Presse meint), wenn sich Heinz Patzelt in Ö1 angewidert und entsetzt vom Deal zwischen Wien und Bratislava zeigt. Es ist nicht die Aufgabe unserer Nachbarländer, Flüchtlinge mit einem in Österreich anhängigen Verfahren aufzunehmen. Vielmehr muss der Minoritenplatz der Rossauer Kaserne leere Immobilien abpressen und endlich die Länder in die Pflicht nehmen. Das sagt auch Sebastian Pumberger im STANDARD. Aber was soll man schon von einem Staat erwarten, der alte Gemeindewohnungen vermodern lässt? Unterdessen werden Baugenehmigungen für schicke Einkaufszentren mit Gleisen erteilt und „Sandler“ aus dem öffentlichen Raum verjagt. Am Schauplatz hat dazu eine aufrüttelnde Doku gebracht.

 

… zum Küniglberg

Zurück zu den Flüchtlingen. In letzter Zeit fällt auf, dass abseits des Boulevards die veröffentlichte Meinung deutlich aufseiten der Flüchtlinge ist. Der WIENER mit Italo-Fokus berichtet aus Lampedusa, ein „Rudel Journalisten“ schaute sich betroffen in Traiskirchen um, wo Christina Pausackl eine exzellente Sozialreportage recherchierte und die Zeit im Bild bringt einen Faktencheck nach dem anderen, Kurzfilm um Kurzfilm. Das ist erfreulich. Doch warum ist der Küniglberg, warum sind österreichische Medien überhaupt so vorhersehbar und ekelhaft, wenn es um Griechenland geht? Wo ist hier die Solidarität? Wieder steigt ein erstklassiger Kabarettist für Hellas ins Stammtisch-Stadion hinab, unterstützt von einem TV-Zirkusmann:


Ihre Kritik ist deutlich auf Österreich übertragbar. Ergo stellt sich die Frage: kann man nach dieser Woche eigentlich zu einem anderen Schluss kommen, als dass die heimischen Medien verlottern und diese Republik ein Scheißstaat ist?
Beitragsbild: Tony Webster auf flickrSolidarity with refugees at Gürtel – Stop deportation (Lizenz: CC BY 2.0)
Foto: Paul VanDerWerf auf flickrRefugees Welcome (Lizenz: CC BY 2.0)

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1 Kommentar

  1. […] Zuletzt wurde an dieser Stelle Christina Pausackls Sozialreportage aus Traiskirchen gelobt. Noch ein Verweis auf weitere tolle Kolleginnen dieser Tage: Aleksandra Tulej verurteilt im neuen biber zurecht Gaffer, Grabscher und andere Sexisten. Die Spira portraitierte sieben neue einsame Herzen, darunter eine zu fröhliche Therapeutin und einen steirischen Wunderheiler. Dem DATUM, wo Pausackl arbeitet, lieferte Andrea Backhaus eine spannende Story aus Kairo. Zurück nach Europa. […]

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