[3K – Massenmedien am Montag: Folge 45]
Vergangene Woche wurde bekannt, wie Google systematisch SchülerInnen und Studierende in den USA ausspäht. Alle Betroffenen besitzen Chromebooks. Das sind Netbooks* verschiedener Hersteller, die mit dem konzerneigenen Betriebssystem Chrome OS laufen. Google vertreibt sie seit 2011 zu erschwinglichen Preisen. Das Unternehmen beschwichtigte dreist; man sammle die Daten nur, um den Service zu verbessern. Einerseits bestätigt das die Kritik, andererseits die Naivität der NutzerInnen.
Androide
Naiv ist die Kritik und die darob entbrannte Sorge von US-amerikanischen Eltern deshalb, weil sie wie die meisten Erwachsenen weltweit völlig konträr handeln. Die vermeintlich digitalen Eingeborenen setzen derzeit erstmals Nachwuchs in die Welt. Wie waren sie selbst als Kinder, als Jugendliche? Sie sind unbedarft mit Instant Messaging, Internetpornos, der Wikipedia aufgewachsen. Auf WG-Parties wurden und werden kaum LP-Sammlungen durchforstet (Vinyl-Hype hin oder her), sondern immer noch YouTube-Playlists abgespielt. Die Videoplattform ist seit knapp zehn Jahren Eigentum von Google.
Die Mehrheit der digital Naiven nutzt Robotern ähnlich Android-Smartphones, ohne zu wissen, dass Android zwar quelloffen und gegen Angriffe schützbar, jedoch auch ein Google-Dienst ist. Ganz zu schweigen davon, dass sie alternative Stores nicht kennen. Bei Chai Latte, Hummus und Vollkornbrot regt sich diese Klientel über die Datenkrake Facebook auf. Dennoch verbreitet sie mit der Facebook-Handyanwendung, über WhatsApp (mittlerweile von Facebook geschluckt) oder auf Instagram (erraten: eine Facebook-App) Fotos des eigenen Nachwuchses.
Babyfotos
Wie rasant sich Bilder aller Art in Sozialen Medien verbreiten können, sollte den meisten bewusst sein. Dennoch sind heute noch zahlreiche Babyfotos im Umlauf. Eltern verletzen damit die Rechte ihrer Kinder und erleichtern Kriminellen ihr Handwerk. Traurigerweise wird diese Frage schon seit Jahren recht folgenlos diskutiert. Mittlerweile ist sie gar im deutschen und österreichischen Boulevard angekommen.
Die Online-AktivistInnen von Mimikama veröffentlichten schon 2014 einen sehr ausführlichen Artikel, um allzu freizügige Jugendliche und einfältige Eltern wachzurütteln. Demnach hat jeder Mensch – und damit auch jedes Kind – das Recht auf den Schutz seines Privatlebens, seiner Intimität, seines Bilds. Sogar Facebook empfiehlt seinen UserInnen, nicht jedes Kinderbild zu posten. Denn mit der Veröffentlichung im Netz wird das Bild praktisch unlöschbar. Die oben genannten Rechte werden vielfach an Soziale Netzwerke abgetreten.
Aber es gibt Hoffnung in Sachen Medienkompetenz. So können digitale Dolme und andere Interessierte in Österreich Beratungs-Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Dazu gehört etwa die fundierte Seite saferinternet.at.
*Damit bezeichnen Fachleute, Handel und Produzenten kompakte Klapprechner mit beschränkter Leistung. Sie sind vor allem für die Arbeit mit Onlinediensten konzipiert, Dateien werden vorrangig im Netz hinterlegt.
Foto: Leidolv Magelssen auf flickr – IMG_0341-Edit-Edit-Edit.jpg (Lizenz: CC BY 2.0)