Gedanken von Stefan Kastél
Oscar Wilde hat einmal gesagt oder geschrieben: „Durch die Oberfläche zu dringen, das ist ein sehr gefährliches Wagnis“. In diesem Satz steckt ein Konzept, das in unserer Ellbogen-Gesellschaft (leider) nicht mehr viel Platz findet. Zum einen kann es bedeuten, dass man sich damit auseinandersetzt, wie es eigentlich um die eigene Gefühlswelt bestellt ist. Es kann bedeuten, dass man sich mit den ganz persönlichen Abgründen auseinandersetzt und nicht angsterfüllt vor ihnen zurückschreckt, sondern beginnt mit ihnen zu arbeiten.
Dieser Satz kann aber auch ein Anstoß dafür sein, all jene Dinge zu hinterfragen, die einem tagtäglich an den Kopf geworfen werden. Werbung in ihren unterschiedlichsten Spielarten, Politik und die damit verbundenen Ideologien, Freundschaften, Beziehungen oder ganz allgemein, der eigene Umgang mit anderen Menschen.
Das Jahr 2015 hat so deutlich wie noch nie gezeigt, wie es um die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft steht und was passiert, wenn man nicht mutig genug ist, den Riss an der Oberfläche genauer zu betrachten, sondern ihn mit passendem Werkzeug „repariert“ oder im schlimmsten Fall sogar ignoriert.
Auf einer augenscheinlich perfekten Straße, lässt es sich ebenso perfekt spazieren. Es ist unnötig geworden nachzufragen, wer diese Straße gebaut hat oder warum sie funktioniert. Das Nachdenken haben ohnehin jene übernommen, die dieses architektonische Wunderwerk vollbracht haben. Aber wehe man entdeckt eine Unebenheit, eine Art Wölbung, einen Riss im Boden.
Man hat sich nicht damit auseinandergesetzt was zu tun ist, wenn es Probleme gibt. Darauf zu vertrauen, dass es „die da oben“ schon richten werden, war bis jetzt immer gut genug.
Sich mit einem Problem an der Oberfläche auseinanderzusetzen, bedeutet Anstrengung. Und Anstrengung bekommt uns ja bekanntlich nicht.
Der Gedanke, dass sich so eine Unebenheit überhaupt auftun könnte, ist einem bis jetzt auch nicht gekommen. Denn was könnte angenehmer sein, als zu funktionieren, von Vielen geliebt zu werden, sympathisch zu wirken, angepasst zu leben und ja nicht aufzubegehren.
Die bereits verstrichene Zeit hat gezeigt was passiert, wenn wir nicht mehr zuhören. Echtes Zuhören ist nämlich eine Kampfansage für jedwede Oberflächlichkeit. Zuhören impliziert, die eigene Person in den Hintergrund zu stellen und sich auf einen Menschen oder einen Sachverhalt einzulassen und nicht impulsiv zu handeln.
Ein unreflektiertes Wort ist schnell gesprochen und spielt jenen in die Hände, welche das Oberflächliche geradezu anbeten.
Lassen wir uns von den Angstmachern nicht aus der Ruhe bringen. Fangen wir an, unter die Oberfläche zu dringen und sehen zu, was passiert. Sammeln wir Erfahrungen, vielleicht auch mit Menschen, die uns vorher fremd waren.
Seien wir mutig.
Entwickeln wir uns weiter und bleiben nicht stehen.
Auf das wir am Ende sagen können, wir haben uns bemüht, diese Welt, jeden Tag ein kleines Stückchen besser zu machen.
Foto: Manhatten, Februar 2014 (Stefan Kastél)
Gibt es einen Redakteur, der Grammatik kann?
Von den oberflächlichen Bildern, undurchdachten
Vergleichen und der unreflektierten Moralität gar
nicht erst anzufangen…Unsere Zeit! Ja, genau…
Über solche Kommentare freuen wir uns immer ganz besonders. Etwaige Grammatik-Fehler bitte an redaktion@unsere-zeitung.at melden. Alles andere ist Geschmacksache.