„Soziale Medien“ versprechen viele neue Kontakte, tolle Freunde und grenzenlosen Austausch. Doch die Realität sieht anders aus. Aktuelle Studien zeigen: Facebook & Co. machen einsam und bieten kaum Ersatz für reale Beziehungen und das Gefühl für soziale Zugehörigkeit.

Von Robert Manoutschehri

Nein, diesmal geht es nicht um Hate Speech und Mobbing, sondern bloß um die simple Nutzung von Facebook, Twitter, Google+, YouTube und Co., welche laut einer neuen Studie eigentlich den genau gegenteiligen Effekt bei jungen Menschen erzeugt, als man glaubt.

Statt der erhofften Chance, eine vom modernen Leben erzeugte soziale Leere füllen und bereichern zu können, wartet eher die Chance auf erhöhte soziale Isolation. Je mehr Zeit vor allem junge Erwachsene in „Sozialen Medien“ verbringen, desto wahrscheinlicher werden sie sich sozial isoliert fühlen.

Wer „Soziale Medien“ mehr als zwei Stunden am Tag benutzt, erlebt Einsamkeitsgefühle doppelt so häufig als Kollegen, die weniger als eine halbe Stunde täglich surfen. Und wer öfter als 58-mal pro Woche auf Onlineplattformen unterwegs ist, hat gar die dreifache Chance auf Isolationsgefühle, als jene, die weniger als neun Mal pro Woche ihre Likes checken. So lauten die Erkenntnisse einer Studie von Präventivmedizinern und Verhaltensforschern der University of Pittsburgh, an der 1.787 Probanden im Alter von 19 bis 32 Jahren teilgenommen haben.

Die Ergebnisse, die im American Journal of Preventive Medicine veröffentlicht wurden, legen zumindest nahe, dass die Verwendung von Social Media kein Allheilmittel darstellt, um eventuell empfundene soziale Isolation zu verringern – wenn dem Menschen ein Gefühl sozialer Zugehörigkeit, echtes gemeinsames Engagement mit Anderen und reale Beziehungen fehlen.

Social Media-Nutzung verdrängt authentischere soziale Erfahrungen, weil die Zeit, die eine Person online verbringt, auch weniger Zeit für Real-World-Interaktionen mit sich bringt.

Auch wenn man Fotos von Freunden sieht, die Spaß bei einem Event haben, zu dem man selbst nicht eingeladen ist, kann dies ein Gefühl des „Nichtdazugehörens“ fördern. Und die zumeist idealisierten Darstellungen vom erfolgreichen Leben Anderer können zu Neid und zum Gefühl eigenen Versagens beitragen.

Die Ergebnisse der Studie sind aber nicht nur zur Steuerung des persönlichen Onlineverhaltens interessant, sondern auch unter dem Aspekt der Volksgesundheit zu betrachten – denn erlebte soziale Isolation hat nicht nur psychische Auswirkungen, sondern steht auch mit erhöhter Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit in Verbindung.


Robert Manoutschehri ist Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner aus Österreicher. Er engagiert sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s. Robert Manoutschehri lebt in Wien. Sein Beitrag erschien zuerst auf Neue Debatte, Kooperationspartner von Unsere Zeitung

Foto: pixabay,com (public domain); Titelbild: pixabay.com (pubic domain)

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1 Kommentar

  1. Werner Schrittesser

    Bei den zitierten „jungen Menschen“ wäre ich mir nicht sooooo sicher.
    In einer neuen Umfrage unter 7200 Teenagern haben die Analysten der Investmentbank Piper Jaffray festgestellt, dass gerade in dieser Altersgruppe bisherige Bewohner dieser digitalen Welt in Scharen auswandern: Zwischen dem Frühjahr und dem Herbst des aktuellen Jahres ist die Nutzung von Facebook durch Teenanger rapide gesunken.
    Die amerikanischen Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren nutzten demzufolge im Frühjahr noch zu 72 Prozent Facebook. Heute hingegen ist dieser Analyse zufolge nicht einmal mehr jeder Zweite dort – nur noch 45 Prozent schauen regelmäßig vorbei um sich zu informieren und mit Freunden zu chatten. Quelle: Frankfurter Allgemeine

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