Unsere Zeitung hat auch heuer wieder alle progressiven Listen, die bei den ÖH Wahlen 2017 kandidieren (GRAS, VSStÖ, FLÖ, KSV-LiLi und KSV/KJÖ), dazu eingeladen, uns einen Beitrag von maximal 3.000 Zeichen zu schicken, den wir ungekürzt und unkommentiert veröffentlichen. Ob es sich um einen Kommentar, Artikel, ein Video oder Sonstiges handelt war ihnen selbst überlassen, sofern es unseren prinzipiellen Spielregeln und Grundsätzen nicht widerspricht. Wir überlassen es nun unseren kritischen Leserinnen und Lesern selbst zu entscheiden, was plumpe Wahlpropaganda oder ein innovativer Beitrag ist.
Die dritte Einsendung kam vom VSStÖ:
Weil die Uni immer noch brennt!
Hochschulen sind, ebenso wie jeder andere Lebensbereich, Teil des neoliberalen Wirtschaftssystems. Die Hochschulen, die einst als Hort der Emanzipation und Weiterbildung galten, verkommen immer mehr zu einem verschulten System. Wirtschaftliche Verwertbarkeit von Studierenden nimmt den Platz der freien Bildung ein. Unter dem Deckmantel der Studienplatzfinanzierung versucht man uns einzureden, dass die schlechte Qualität der Lehre durch zu viele Studierende ausgelöst sei und es daher dringenden Handlungsbedarf gibt, Studienrichtung zu begrenzen. Unter tosendem Applaus und knallenden Sektkorken wird dieses Vorhaben von sogenannten Studierendenvertreter_innen in Form der neoliberalen JUNOS auch noch gefeiert. Institutionell begleitet wird das Fortschreiten der Inkorporation der Hochschulen in die ökonomische Verwertung etwa von dem 1999 gestarteten Bologna-Prozess und der Schaffung von Unternehmensstrukturen an Hochschulen durch das Universitätsgesetz 2002.
In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass dieser Umbau gescheitert ist: immer weniger Studierende haben Zeit sich politisch zu engagieren, die Vereinbarkeit von Studieren und Arbeiten immer schwieriger. Auch wenn wir der Grundidee von mehr Mobilität und einem einheitlichen Anrechnungssystem erbrachter Leistungen im tertiären Bildungssektor durchaus positiv gegenüber stehen, wurde in den letzten Jahren immer klarer, dass „Bologna“ fatale Auswirkungen für Lehre und soziale Durchmischung von Studierenden mit sich gebracht hat. Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht nehmen immer mehr Platz im Studium ein, was gemeinsam mit dem Anstieg der Lohnarbeit unter Studierenden zu einer immer stärkeren Belastung führt. Gerade finanziell benachteiligte Studierende werden dadurch oft in eine fatale Spirale des Leistungsdrucks und Beihilfenverlusts auf verschiedenen Ebenen getrieben.
Kurzfristig sind hier einige Maßnahmen umsetzbar um die soziale Absicherung von Studierenden deutlich zu verbessern: Abschaffung der Altersgrenzen beim Beihilfenbezug, Ausweitung der Toleranzsemester und Anhebung der Beihilfen auf ein existenzsicherndes Niveau. Langfristig haben wir als VSStÖ ein 3-Säulen Modell erarbeitet, das der Umgestaltung der Hochschulen zu Elite-Unis entgegenwirken soll. Auch das Mitbestimmungsrecht von Studierenden wurde und wird immer mehr beschnitten. So wurde etwa die Drittelparität im Senat abgeschafft und mit dem Universitätsrat ein Gremium eingeführt, in dem Studierenden nicht einmal an jedem Tagesordnungspunkt ein Rederecht haben. Es ist unerlässlich, dass die lokalen Vertretungen und somit wir Studierende ein umfangreiches Mitbestimmungsrecht haben. wir kämpfen für die paritätische Besetzung aller entscheidenden Gremien!
Lassen wir uns nicht alles gefallen und kämpfen gemeinsam für das Recht auf freie Bildung! Unterstütze uns durch deine Stimme oder werde bei uns aktiv! Erfahre mehr über uns auf www.vsstoe.at.
Titelbild: Hannah Lutz (VSStÖ/Domnanovich, Mahmoud)
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