„Federn lassen“ von Gaby Weber – Donnerstag ist Dokutag
Auf dem G20-Gipfel in Hamburg sollte, so hieß es, ein Marshallplan für Afrika beschlossen werden. Stattdessen ging es um die Beseitigung von Handelshindernissen. Auch bei den Protesten auf dem Fischmarkt ging es nicht um Afrika. Dort lag Wut in der Luft. Für diese Wut gibt es viele Gründe. Aber der Ruf nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung wurde nicht laut.
Das war einmal ganz anders in der Bundesrepublik Deutschland. Ende der sechziger Jahre ging es gegen den Vietnam-Krieg, ab 1973 gegen den Militärputsch in Chile, dann kamen die Nord-Süd-Kommission Willy Brandts und die Kampagnen „Waffen für El Salvador“ und Brigadisten für Nikaragua. Davon ist nichts mehr zu hören. Nicht nur, weil die Welt unübersichtlicher geworden ist. Sondern auch, weil uns allen irgendwie klar ist, dass wir unser bequemes Leben so nicht weiter führen können.
„Ich hab Anfang der 70er immer gesagt, Leute, wenn wir nicht mehr für Afrika machen, dann kommen wir unter einen Einwanderungsdruck, der uns zum Polizeistaat machen kann, aber es hat kein Mensch zugehört“, so der 90-jährige Erhard Eppler im Film.
Gaby Weber hat in „Federn lassen“ die ehemalige DLF-Redakteurin Karin Beindorff interviewt, den Historiker Jürgen Dinkel, das einstige RAF-Mitglied und heute Weltfriedensdienst Lutz Taufer, den Sprecher der unabhängigen Gewerkschaft FAU Clemens Melzer, die Lateinamerikanisten Klaus Meschkat und Urs Müller-Plantenberg, Petra Schlagenhauf vom FdcL, Rainer Rehak von Cyberpeace und Andreas Wehr vom Marx-Engels-Zentrum.
Titelbild: Kundgebung bei der G20-Protestwelle auf dem Hamburger Rathausplatz (Frank Schwichtenberg; Lizenz: CC BY-SA 4.0)