Am 2. November wird im Bellaria Kino in Wien die Premiere der Dokumentation „Pachamanka“ über die gleichnamige Musikgruppe aus Chile gezeigt.Eine Vorschau von Natascia De Franceschi

„Soy una persona que tuvo sueños y partió a buscarlos, ya sea por locura o aventura, pero que se siente realizada.” (“Ich bin ein Mensch, der Träume hatte und sich auf den Weg machte, sie zu verwirklichen, entweder aus Verrücktheit oder Abenteuerlust, aber ich habe es getan…”) – Luis A. Parra Madariaga.

Der junge Regisseur Markus Toth aus Wien hat Luis Antonio Parra Madariaga, den Leiter der Musikgruppe „Pachamanka“, zufälligerweise kennengelernt, als er gemeinsam mit Daniela Bichl im Jahr 2013 den Film „Vuelta y Vuelta – Erinnerungen an das chilenische Exil“ drehte. Dabei handelt es sich um einen Dokumentarfilm über 10 Personen, die Chile während der Militärdiktatur verließen, in Österreich, Schweden und Frankreich Asyl suchten und seitdem in diesen Ländern leben.

Luis Parra spielte auch eine Rolle in diesem Film und dank seiner Erzählungen über sein Leben und seine Musik kam Toth auf die Idee einen eigenen Film über seine Musikgruppe zu machen.

Dabei begleitete er die Gruppe „Pachamanka“ über vier Jahre (von 2013 bis heute) und möchte dem Publikum nicht nur die Geschichte der Gruppe erzählen, sondern auch und vor allem die Ideen, die hinter der Musik von „Pachamanka“ stecken. Die Dokumentation trägt den Untertitel „Musik für die Freiheit“ – und es ist sehr interessant zu erfahren, dass diese Ideen der Freiheit ausgerechnet in einem Gefängnis in Santiago de Chile entstanden sind. Während der Militärdiktatur von Pinochet war Luis Parra in der Sozialistischen Partei von Allende aktiv und wurde deswegen festgenommen. Damals war er 19 Jahre alt und verbrachte ein Jahr im Gefängnis.

Mit ihm zusammen in seiner Zelle war auch ein Musiker Enrique Berrios, der Gitarre spielte. Er brachte Luis das Gitarre spielen bei, lernte ihn die Musik zu lieben und prägte damit sein gesamtes Leben. Luis war zwar schon als Kind von der Musik fasziniert, hatte jedoch wegen seiner familiären Situation und dem harten Leben auf dem Land keine Möglichkeit ein Musikinstrument zu erlernen. Er selber erzählt, dass er genau in dieser Zeit im Gefängnis verstand, dass die Musik seine wahre Welt war und dass er Musiker werden wollte.

Und so ist es dann auch geschehen: Er gründete die Gruppe „Pachamanka“ im Juni 1979 in Pudahuel, einem Arbeiterbezirk in Santiago de Chile. Nach jahrelanger Tätigkeit in Chile, in der er mit “Pachamanka“ trotz Krisenzeiten mit großem Engagement der Bevölkerung Musik näher brachte, wandert Parra mit seiner Familie nach Argentinien aus, wo sich Luis seine erste Gitarre und sein erstes Charango kaufte.

Das Charango ist ein kleines Zupfeninstrument, typisch aus den Hochebenen der südamerikanischen Andenregion, bei dem als Resonanzkörper ursprünglich der getrocknete Panzer eines Gürteltieres verwendet wurde. Es war damals ein Symbol der Revolution, weswegen es verboten war. Seit Gründung der Gruppe war Parra immer sozial und kulturell tätig. In seinen Liedern, die er selbst komponiert, dreht sich alles um die typische Musik seiner Vorfahren aus den chilenischen, peruanischen, bolivianischen, ecuadorianischen und argentinischen Anden. Parra spielt verschiedene Instrumente aus Südamerika wie Gitarre, Charango, Cuatro, Mandoline, Vihuela, Tiple und Trommel.

Er bezeichnet seine Musik als eine Art spirituelle Erfahrung, die gefühlvoll und authentisch den Charakter der indigenen Völker Lateinamerikas und die musikalische Wirklichkeit des südamerikanischen Kontinents widerspiegeln, wobei die indianischen und afrikanischen Komponenten der Musik Temperament und Charakter verleihen, ohne jedoch den kreolischen Einfluss zu vergessen.

Seine Texte sind Hymnen an die Freiheit, an die Freiheit, die den südamerikanischen Völkern jahrelang weggenommen wurde, aber auch an die persönliche Freiheit, seine eigenen persönlichen Träume zu verwirklichen.

Parra hatte schon als kleiner Bub den Traum Musiker zu werden, und sein Weg steht symbolhaft dafür, dass die Menschen, wenn sie etwas wirklich wollen, dafür kämpfen und die Suche danach nicht aufgeben – selbst wenn der Weg nicht immer einfach ist – ihren Traum verwirklichen können.

Auch die Gruppe „Pachamanka“ hatte nie aufgegeben und verbrachte zunächst drei Jahre in Uruguay, von wo aus sie eine Konzerttournee nach Brasilien unternahm. Von 1983-1989 lebten die Musiker in Spanien und gaben in zahlreichen Städten Konzerte.

Anschließend verlegte die Gruppe „Pachamanka“ ihren Sitz nach Wien, von wo aus sie Konzertreisen nach Slowenien, Ungarn, Spanien, England und die Schweiz durchführten. Es folgten Auftritte für Rundfunk und Fernsehen, sowie Mitwirkung an Fernseh-und Filmproduktionen. Die Gruppe besteht aktuell aus Luis Parra, erste Stimme der „Pachamankas“, Parra Cardenas Luis (der Sohn von Luis Parra), Nelson Morales, Pedro Hernandez, Oscar Mendoza, Juan Carlos Paniagua und Daniel E. Arias Holguín.

„Para mi la música es un media que unifica. A mí me ha abierto las puertas del mundo y también comprendo que la vida no tiene fronteras…“ („Für mich ist die Musik ein Mittel, das die Menschen vereint. Für mich hat sie die Türe der Welt geöffnet und damit habe ich verstanden, dass das Leben keine Grenzen hat…“) – Luis A. Parra Madariaga.

 

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