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2 Kommentare

  1. Ein interessanter Artikel, der die Hintergründe für die neue Protestbewegung in Frankreich beleuchtet. Ein weiterer Blick in die Vergangenheit offenbart, dass es in Frankreich schon längere Zeit soziale Protestbewegungen gab. Dabei spielt immer wieder die soziale Ungleichheit und die abwertende Sprache der Elite gegenüber den Benachteiligten eine Rolle. So kam es schon 2005 zu gewalttätigen Jugendprotesten. Der Auslöser war der Tod zweier Jugendlicher in Clichy-sous-Bois, die, als sie sich einer Polizeikontrolle zu entziehen versuchten, verfolgt und in ein Hochspannungsgebäude getrieben wurden. Im Sommer 2005 unternahm der damalige Präsident Sarkozy eine Rundreise durch die Pariser Vorstädte (banlieues), auf der er ankündigte, diese „von kriminellen Jugendlichen säubern“ zu lassen. Wie diese kriminellen Jugendlichen in einem Frankreich leben, das sich selbst gerne mit den Werten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit schmückt, hat François Maspero in seinem Buch „Roissy Express“ bereits 1990 weitsichtig beschrieben. Dazu ein vielsagender Textauszug: „Statt Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gibt es für ‚banlieusards’, das Vorortvolk, Elend, Resignation und Isolation … Frankreich hat eine ganze Generation verloren. Im tristen Zustand der Außenbezirke lebt eine entwurzelte Jugend, die sich ziellos herumtreibt. Die, die in den cités der banlieue existieren, haben den Zug verpasst, der vielleicht nie vorbei gekommen ist … Ihr Protest ist vorgezeichnet.“ Kein Wunder, dass bei solchen Lebensumständen ein kleiner Funke genügt, um das Feuer zum Brennen zu bringen. Aufmerksame Beobachter und Sozialpädagogen haben schon frühzeitig auf die riskante gesellschaftliche Entwicklung in Frankreich aufmerksam gemacht. Die Politik ignorierte nicht einmal die Aussagen. Hinweise auf Unzufriedenheit und Frustration finden sich vor allem in der französischen HipHop-Kultur. Ein kurzer Blick auf YouTube genügt, um in den Raptexten die Stimmungslage der Menschen kennenzulernen. Was uns aber stärker zu denken geben sollte, sind die Konsequenzen. Welche Bewegungen profitieren von den Protesten der Frustrierten? Möglicherweise könnten extreme Parteien gewinnen. Le Pen ist ohnehin schon stark, fehlt noch eine extreme Linke. Dann hätten wir die gleiche Situation wie in Italien. Eine extreme Linke und extreme Rechte Regierung. Man darf gespannt sein.

  2. Trotz allem bleibt der unangenehme Beigeschmack durch die massive Unterstützung von Rechtspopulisten, Identitären, Le Pen, etc…..Was haben wir aus dem friedlichen Europa gemacht, dass jetzt ein Flächenbrand ausbricht, welcher möglicherweise das gesamte Projekt eines friedlichen Zusammenlebens gefährdet? Warum hat die positive, demokratische und soziale Alternative so wenig Zuspruch, die Gewaltbereitschaft wird aber stärker, und noch dazu von antidemokratischen (möglicherweise auch von industrielastigen Kräften) wie Bannon bzw. seinen Medien noch schöngeredet?

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