[3K – Massenmedien am Montag: Folge 39]
Kürzlich ist das neue schau-Magazin erschienen. Es ist nicht das einzige Druckwerk eines Regionalsenders in Österreich, aber doch untypisch. So enthält die Zeitschrift kaum Programmempfehlungen, im Gegensatz etwa zum Red-Bull-Blatt Servus in Stadt & Land. Dafür druckt die schau Veranstaltungstipps (Standard), zahlreiche Wohlfühl-Geschichteln (ebenfalls die Regel) und Partyfotos (wie immer) ab. Die aktuelle Nummer liefert zudem eine gut gemeinte, doch furchtbare Reportage über Hans Peter Doskozil. Franz Prassls dreiseitiges Portrait „Unser Mann an der Grenze“ über Burgenlands Polizeichef trieft vor Gemeinplätzen.
Gleich in der ersten Spalte steht: „Es riecht nach Flucht, es riecht nach Krise, es riecht nach Grenze. Es ist die Krise, es ist die Grenze.“ Wie zum Henker riechen Flucht, Krise und Grenze? „Dann wird die Kolonne zum Strom.“ Der Autor meint zu Fuß eintreffende Flüchtlinge. Zwei Sätze später schreibt er: „Ein wahrer Menschenstrom.“ Wie problematisch solche Begriffe und die mit ihnen gekoppelten Bilder sind, wird im deutschen Sprachraum schon länger diskutiert. Prassl liefert weitere Nullaussagen: „Er kann Krise.“ Was ist das überhaupt für ein Satz? „… Doskozil sagt die ersten Sätze. Sie sind typisch für ihn.“ Solche Feststellungen trifft der Autor, obgleich er Doskozil eben erst kennengelernt hat. „Vater Arbeiter (Bewag), Mutter Hausfrau, Gymnasium Oberschützen (8a).“ Warum verspielt jemand Zeichen für so triviale Infos wie die Klassenbezeichnung? „Rot ist die Farbe.“ Dieser politische Wink wird durch Privates abgelöst. Dabei könnte man gerade hier Doskozils Praxis loben, die Niessls und Tschürtzens Hetze widerlegt. Mehrmals verwendet der Autor Zwei-Wort-Sätze wie „Und sonst?“, da ihm kaum bessere Brücken zwischen den trivialen Absätzen einfallen. „Sein Haar ist, wie immer, leicht gegelt (Hair Professional von „Syoss“).“ Man fragt sich, ob der Journalist für diese investigative Erkenntnis Doskozil mehrere Tage lang bei der Morgentoilette beobachtete. Oder wie solche Fragen am Schauplatz Nickelsdorf sonst entstehen. Da ist wieder die Phrase: „Doskozil kann Krise …“. Prassl variiert: „Ja, dieser Mann kann Krise.“ Enttäuschender ist da nur der Abschluss: „Aber froh, froh wird man hier noch lange nicht werden.“ Hey, Flüchtlinge, lacht amal, Kruzifix!
Auch der ORF Steiermark brachte einen fragwürdigen Artikel zur Asylthematik. Ansonsten nahm der programmübergreifende Schwerpunkt zum 60. Geburtstag des Fernsehens in Österreich volle Fahrt auf. Mirjam Weichselbraun wirkt in den halblustigen Quizsendungen, in denen Promis Fragen zur Fernsehgeschichte beantworten, seltsam deplatziert. Währenddessen geht Co-Moderator Andi Knoll die Sache entspannt ironisch an. Die Sondersendungen sind nicht immer gut. Bislang zieht sich kaum ein roter Faden durch aneinander geklebte Clips wie Interviews mit TV-MacherInnen aus sechs Jahrzehnten. Vielleicht wird es noch besser – der ORF hat noch einen Monat für seinen Schwerpunkt geplant.
Grafik: Audiodeskriptio (Lizenz: Gemeinfrei / Quelle: wikipedia)