Der Erfinder von „Sonntag ist Büchertag“ wird Stadtrat in Graz
„Weil lesen nicht nur klug macht, sondern hilft, die schönen Dinge zu sehen, vor allem aber die Welt zu verstehen“, dachte sich der Junglehrer Robert Krotzer im September 2015 er wolle den (freien) Sonntag dazu nutzen, um seinen Facebook-FreundInnen Bücher vorzustellen. Es war die Geburtsstunde von „Sonntag ist Büchertag“, eine Rubrik, die wir dankenswerterweise mit Beginn 2016 auch für Unsere Zeitung übernehmen durften.
Wer Roberts Beiträge verfolgte, dem war klar, wo er politisch steht, denn die „Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen“ (Manifest, MEW 4, S. 493). Robert Krotzer wurde 1987 in Braunau (OÖ) geboren und trat mit 15 Jahren in die Kommunistische Jugend ein, sechs Jahre später wird er zum KJÖ-Bundesvorsitzenden gewählt (2008-2014) und ist seit 2013 Gemeinderat der KPÖ in Graz, wo er nach seinem Lehramtsstudium Geschichte und Deutsch an der Klusemannschule unterrichtet.
Nun wird Robert mit 29 Jahren der jüngste Stadtrat in der Geschichte von Graz. Nach den für die Kommunisten erfolgreichen Gemeinderatswahlen am vergangenen Sonntag und dem Erringen eines zweiten Mandats im Stadtsenat, wurde der sympathische Neo-Steirer am Freitag von der Parteileitung einstimmig für den zweiten Stadtratssitz hinter Elke Kahr nominiert.
„Dieser Herausforderung sehe ich mit großem Respekt, aber auch Freude entgegen“, kommentiert Robert auf Facebook. Ein „weinendes Auge“ sei jedoch auch dabei, da er nun seinen Posten als Lehrer aufgeben müsse. Ob er seine Buchvorstellungen am Sonntag beibehalten kann, ist leider ebenfalls fraglich. Es bleibt zu hoffen, dass er aber ab und zu Zeit findet, das politische Geschehen in Graz und darüber hinaus für Unsere Zeitung zu kommentieren, wie er es nach der Amokfahrt im Juni 2015 (Liebes Graz, wir müssen reden!) oder im Beitrag über den Kapitalismus als Krise unseres Lebens (Was wir aus der „Griechischen Tragödie“ lernen müssen) getan hat. Auch ein regelmäßiger Gastkommentar des jüngsten Stadtrates von Graz wäre eine coole Geschichte! In diesem Sinne wünschen wir Robert für seine politischen Aufgaben alles Gute und wenn ihm mal wieder ein Buch über den Weg läuft, dass er unseren LeserInnen präsentieren möchte, weiß er, wo er uns findet.
„Sonntag ist Büchertag“ von Robert Krotzer:
- „Kinder der Tage“ (Eduardo Galeano)
- „Familie Salzmann“ (Erich Hackl)
- „Deutsche Demokratische Rechnung. Eine Liebeserzählung“ (Dietmar Dath)
- Über Kurt Tucholsky
- „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Richard David Precht)
- „Der Aufstand des Gewissens“ (Jean Ziegler)
- „Superhenne Hanna“ (Felix Mitterer)
- „Die Diktatur des Kapitals“ (Hannes Hofbauer)
- „Die schützende Hand“ (Wolfgang Schorlau)
- „Hitler war kein Betriebsunfall“ (Emil Carlebach)
- „Heldenplatz“ (Thomas Bernhard)
- „Zwölfeläuten“ (Heinz R. Unger)
- „MARX“ – Graphic Novel (Corinne Maier, Anne Simon)
- „Gefährliche Bürger“ (Christoph Giesa und Liane Bednarz)
- „Ändere die Welt. Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“ (Jean Ziegler)
- „Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee“ (Dietmar Dath & Barbara Kirchner)
- „Wie Italien an die Räuber fiel“ (Gerhard Feldbauer)
- „berlin. bleierne stadt“ (Jason Lutes)
- „Das war Österreich“ (Robert Menasse)
- „Fußball. Eine Kulturgeschichte“ (Klaus Zeyringer)
- „Rückkehr nach Reims“ (Didier Eribon)
- „Die Welt von gestern – Erinnerungen eines Europäers (Stefan Zweig)
- „Der Tote im Bunker“ (Martin Polack)
- „Proleten, Pöbel, Parasiten“ (Christian Baron)
Noch ein Tipp:
Autor: Michael Wögerer
Fotos: Robert Krotzer (fb); screenshot (wahl17.graz.at)