Ein inklusives „Superbuch“ für abenteuerlustige Kinder mit Adleraugen – Sonntag ist Büchertag
Die guten Freunde Biber, Specht, Molch und Igel wollen eine Reise unternehmen, doch ihre menschliche Freundin Antonia bleibt lieber im heimischen Garten: „Was soll ich vor die Pforte gehen? Ich hab die Welt doch längst gesehen!“ Die Beweise, dass Antonia schon mal da war, sollen die Freunde auf ihrer Reise finden. So wird das Buch zu einem kleinen Abenteuer, denn bei jeder Station der Reise versteckt sich ein Abbild von Antonia. Die sind oft gut versteckt, z.B. taucht Antonia als Höhlenmalerei auf, oder als Tattoo-Motiv (oder Stempel – wie es die Kinder nennen).
Die Kinder sind schnell wie der Blitz. Bei jeder neu aufgeschlagenen Seite finden sie rasend schnell den neuen Beweis. Doch die Bilder geben noch viel mehr als das her. Besonders die Details faszinieren. Das Treiben unter der Erde: da finden wir einen lesenden Maulwurf mit Brille, einen schlafenden Wurm und funkelnde Schätze, die sich im Waldboden verstecken. Auf jeder liebevoll illustrierten Seite verweilen wir eine kleine Ewigkeit, die Finger fliegen über die Bilder; es gibt so viel zu entdecken! Schlägt man eine besonders „wimmelige“ Seite auf, glitzern die Kinderaugen. Ein Kind stößt fasziniert und lachend ein lautes „Wooooaaaah“ hervor.
Der einfach gereimte Text macht besonders viel Spaß und animiert zum Mitreimen: „Hier fühlt sich jeder wie ein Zwerg! – Hoch in die Luft ragt dieser …. BERG!“ Die tierischen Hauptfiguren – Biber, Specht, Molch und Igel kommen gut an. Auch der kleinste wird von den Kindern nicht übersehen: Ein kleiner Marienkäfer begleitet die Freunde und wird von den Kindern sofort zur Reisegruppe gezählt. Specht, Biber und Igel werden schnell erkannt, nur der Molch wird prompt als „leuchtender Fisch, der einem bei Berührung einen elektrischen Schlag versetzt“, identifiziert.
Dass der kleine Igel im Rollstuhl sitzt, wird am Rande auch bemerkt. Die Kinder finden den Igel „cool“, der, mit Sturzhelm gut geschützt, eine kurvige Strecke entlang rast. Die Behinderung selbst ist bei den Kindern genau so wenig Thema wie im Buch. Sie gehört einfach zum Igel, der Teil einer vielfältigen Gruppe ist, deren Mitglieder sich auf ganz unterschiedliche Art fortbewegen: gehend, fliegend, schwimmend oder im Rollstuhl. Auf die Frage, wie ihnen das Buch gefallen hätte, antworten sie kichernd: „Guuuut“ und „ein Super-Buch!“. Den Kindergartentest hat „Antonia war schon mal da“ jedenfalls mit Bravour bestanden.
Fazit: Ein inklusives Buch, bei dem es auch beim dritten Mal lesen noch Neues zu entdecken gibt. Der vorlesende Erwachsene wird vom liebevoll gestalteten Bilderbuch und der kindlichen Begeisterung mitgerissen. Klare Kaufempfehlung!
Autor: Patrick Wirbeleit
Illustration: Max Fiedler
REPRODUKT-Verlag (2016)
ISBN 978-3-95640-108-4
40 Seiten, farbig, 29 x 19,5 cm, Hardcover
Das Buch wurde vorgestellt von Hannah Wahl.
Fotos: Hannah Wahl
Sonntag ist Büchertag
Bisher:
- „Kinder der Tage“ (Eduardo Galeano)
- „Familie Salzmann“ (Erich Hackl)
- „Deutsche Demokratische Rechnung. Eine Liebeserzählung“ (Dietmar Dath)
- Über Kurt Tucholsky
- „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Richard David Precht)
- „Der Aufstand des Gewissens“ (Jean Ziegler)
- „Superhenne Hanna“ (Felix Mitterer)
- „Die Diktatur des Kapitals“ (Hannes Hofbauer)
- „Die schützende Hand“ (Wolfgang Schorlau)
- „Hitler war kein Betriebsunfall“ (Emil Carlebach)
- „Heldenplatz“ (Thomas Bernhard)
- „Zwölfeläuten“ (Heinz R. Unger)
- „MARX“ – Graphic Novel (Corinne Maier, Anne Simon)
- „Gefährliche Bürger“ (Christoph Giesa und Liane Bednarz)
- „Ändere die Welt. Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“ (Jean Ziegler)
- „Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee“ (Dietmar Dath & Barbara Kirchner)
- Die Viertel der Reichen (Louis Aragon)
- „Wie Italien an die Räuber fiel“ (Gerhard Feldbauer)
- „berlin. bleierne stadt“ (Jason Lutes)
- „Das war Österreich“ (Robert Menasse)
- „Narr“ von Schilddorfer & Weiss
- „Fußball. Eine Kulturgeschichte“ (Klaus Zeyringer)
- „Reisen in das Land der Kriege“ (Kurt Köpruner)
- „The magic Pen – Der Zauberstift“ (Kathrin Steinbacher)
- „Rückkehr nach Reims“ (Didier Eribon)
- ISLAMISCHER STAAT & Co. (Werner Ruf)
- „Die Welt von gestern – Erinnerungen eines Europäers (Stefan Zweig)
- Freud und das Politische (Moshe Zuckermann)
- „LONDON. Unterwegs in einer umkämpften Metropole“ (Peter Stäuber)
- „Der Tote im Bunker“ (Martin Polack)
Glückwunsch zu dieser wunderbaren, tollen geschriebenen Rezension! Besonders das Konzept, das Buch vorher im Kindergarten vorzulesen ist einzigartig und toll!
Sieht so aus als müssten wir uns auch dringend das Buch besorgen :)