dertoteimbunkerMartin Polacks Bericht über seinen VaterSonntag ist Büchertag

Falls ihr schon einmal nach einer tiefergehenden Antwort auf die Frage gesucht habt, warum es in Graz eigentlich gar so viele „Buden“ deutschnationaler Burschenschaften gibt und die Stadt in der NS-Zeit die unrühmliche ‚Auszeichnung‘ „Stadt der Volkserhebung“ erhalten hat, sei euch Martin Pollacks großartiges Buch „Der Tote im Bunker“ empfohlen.

Martin Pollack zeichnet darin das Leben und die Familiengeschichte des SS-Sturmbannführers Gerhard Bast nach – der sein eigener Vater war. Die Wege führen zurück in die Nationalitätenkonflikte der Habsburgermonarchie, wo Bast in deutschnationalen Milieus in der Krain in Gottsche (slowenisch: Kočevje) aufwächst. Nach einer Station in Amstetten folgt schließlich das Studium der Rechtswissenschaft in Graz und die Mitgliedschaft in der Burschenschaft Germania:

„Die Grazer Jahre, an der Universität und in der Burschenschaft, waren für ihn ebenso prägend. Ein wichtiges Glaubenselement der völkischen Korporationsstudenten war der Antisemitismus. Die Juden sind schuld an allem Unglück. Sie haben sich gedrückt im Krieg, haben mit Schiebereien Vermögen verdient, während die deutschen Volksgenossen kämpften und litten. Burschenschaftern war jeder Kontakt zu Juden untersagt, diese wurden für nicht satisfaktionsfähig erklärt, jüdischen Kommilitonen wurden geschnitten oder, wenn sich Gelegenheit bot, verprügelt. Die Universität Graz, eine Grenzfeste deutscher Wissenschaft, eine Kaderschmiede des Deutschnationalismus, später des Nationalsozialismus. Das galt für die Studenten ebenso wie für den Lehrkörper.“

Die Feinbilder waren klar: Juden, Slawen und der innere Feind, die sich für das Ziel einer sozialistischen Revolution organisierende Arbeiterschaft.

Dagegen rüstete man sich durch die Schaffung paramilitärischer reaktionärer Verbände. 1931 folgte schließlich Gerhard Basts Eintritt in die NSDAP, Mitgliedsnummer 612.972 – ein halbes Jahr nach dem Parteibeitritt des Vaters. Wenig später folgte der Eintritt in die SS. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde Bast Angehöriger des SD und der Gestapo.

Die Wahnideen rassischer und nationaler Überlegenheit nehmen in der Vernichtungsmaschinerie des NS-Faschismus ihren Lauf – und Bast nahm seine Rolle ein, bei der Deportation von JüdInnen aus Deutschland, der Hinrichtung polnischer ZwangsarbeiterInnen, der Ermordung von JüdInnen an der Ostfront sowie in der „Partisanenbekämpfung“. Nach Kriegsende tauchte er unter – bis er schließlich 1947 am Brennerpass aufgefunden wurde. Tot in einem Bunker.

Das Buch wurde vorgestellt von Robert Krotzer.

Foto: Cover; Titelbild: Bunker near Opicine, Trieste, Italy (Rasevic; Lizenz: CC BY 3.0)

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