Coronaviruskrise: Ein Vergleich zwischen Ost und West

Der Westen wähnt sich dem Osten im Allgemeinen als überlegen. Die unterschiedlichen Arten des Umganges mit der SARS-CoV-2 Pandemie sagen uns zumindest in dieser Hinsicht jedoch etwas anderes. Ein Blick nach Russland, Kuba, China, Ungarn und die „Europäische Un-Union“

Von Gregor Flock

* * *

Ich möchte den Artikel mit dem persönlichen Hinweis beginnen, dass mein seit Wochen sich wegen Grippesymptomen zuhause im Krankenstand befindlicher Onkel vor Kurzem positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden ist. Er hat mehrere Kilogramm abgenommen und ist körperlich noch schwach, aber er hat zum Glück keine ernsthafteren Atembeschwerden gehabt und befindet sich schon seit einiger Zeit auf dem Weg der Genesung. Die Ansteckung erfolgte offensichtlich über einen Arbeitskollegen, der etwas vor ihm ebenfalls ähnliche Krankheitssymptome aufzuweisen begann. Ich wünsche ihm und allen anderen Betroffenen hiermit weiterhin gute Besserung!

* * *

Der Osten

Russland

Russland ist vom Ölpreisverfall massiv betroffen:

Dennoch hat es nicht Kosten und Mühen gescheut, in Moskau ein Coronavirusspital mit 500 Betten zu bauen oder neun Flugzeuge mit medizinischen Hilfgütern nach Italien zu schicken. Der italienische Außenminister Luigi Di Maio bedankte sich dafür:

https://twitter.com/sahouraxo/status/1242105702883221504

Das hielt einen polnischen NATO-‚Experten‘ freilich nicht davon ab, diesen dankbaren humanitären Aufwand als „Moskaus Versuch den Zusammenhalt in der NATO zu zerstören“ abzustempeln.

Kuba

Auch das kleine und von den USA seit Jahrzehnten sanktionierte Kuba (hier ein interessante Blog zum Land) leistet seine internationalen Beiträge zur Bekämpfung des Coronavirus. Es erteilte dem Kreuzfahrtschiff, auf dem der Coronavirus ausgebrochen war, auf der Basis von Solidärität und dem Menschenrecht auf Gesundheit Andockerlaubnis:

https://twitter.com/JoshuaYJackson/status/1239719798436659200

Kuba sendet auch wieder einmal seine Doktoren aus, um zu helfen:

https://twitter.com/sahouraxo/status/1241826755280764937

Kuba hat ferner ein scheinbar gut funktionierendes Medikament namens Interferon Alpha 2B:

Dieses ist im Westen aus Gründen der Profitmaximierung von gewissen westlichen Konzernen (Gilead) jedoch nicht erhältlich:

Was dagegen schon erhältlich ist, ist die übliche stumpfsinnige Propagandaleier gegen die ach so schlimmmen, internationale Hilfe leistenden ‚Regime.‘ Im Folgenden wird zum Beispiel auf die gar schrecklichen Arbeitsbedingungen der kubanischen Doktoren aufmerksam gemacht:

China

Zu den Ländern, die Italien in der Not mit einem siebenköpfigen Team und jeweils 20.000 N95 Schutzmasken und Testkits unterstützt hat, gehört auch China, welches seine Hilfeleistungen oder -angebote auch auf über 80 weitere Länder ausgedehnt hat:

Der Leiter der Chinesischen Delegation des Roten Kreuzes war von den zu laxen Maßnahmen in Italien weniger angetan:

Was vielmehr nötig war und auch bei uns mittlerweile begriffen und umgesetzt worden ist, waren „aggressive Staatsmaßnahmen“ gegen eine Ausbreitung des Virus sowie eine Mitmachen der Bevölkerung – man könnte auch sagen „Solidarität.“

China unterstützt andere westliche Länder weiterhin. Zuletzt traf ein medizinischen Team in London ein:

Der Westen

Die Europäische Un-Union

Wo nun ist diese Solidarität und der Zusammenhalt im vom Kapitalismus und Neoliberalismus zerfurchten Westen? Tschechien zum Beispiel war sich nicht zu Schade, eine von China stammende große Lieferung von Schutzmasken und Atemgeräten für Italien zu beschlagnahmen. Das war jedoch kein Einzelfall, denn sogar Deutschland hat eine andere von China stammende und ebenfalls für Italien bestimmte noch größere Lieferung von Schutzmasken gestohlen:

Der NATO- und USA-Vasall Polen – nebenbei auch ein EU-Mitgliedsland – verweigert einer Hilfslieferung von Russland an Italien die Passage durch seinen Luftraum:

Screenshot von https://twitter.com/sahouraxo/status/1242227561091956737, 30.03.2020

 

Soviel also zur nicht vorhandenen Solidarität selbst unter EU-Mitgliedsstaaten. Was in dagegen schon möglich ist, dass man so wie Viktor Orban die Krise als Vorwand nimmt, um das Parlament auszuschalten und sich zum Führer auf unbestimmte Zeit machen zu lassen. Sowas ist in Europa allemal drinnen. Aus 1933 wurde zumindest in Ungarn nichts gelernt:

Es ist jedoch zu hoffen, dass es aus der EU und weltweit entsprechende Reaktionen geben wird. Es folgt dann eine Fortsetzung zu den USA.

 

Gregor Flock ist unabhängiger systematischer Philosoph (univie.academia.edu/GregorFlock), Zivilgesellschaftler (Global Civil Society Network), politischer Analyst (medium.com/@GregorFlock). Twittert unter @GFlock_GCSN.

close

Trag dich ein!

Du erhältst jeden Montag die aktuellen Artikel kostenlos in Deine Mailbox.

Wir versprechen, dass wir keinen Spam versenden! Impressum

Artikel teilen/drucken:

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.