„Die Technologie macht einen utopischen Sozialismus möglich“, meint Paul Mason – Sonntag ist Büchertag
„Von den verspiegelten Türmen der Finanzzentren aus mag die Lage noch rosig wirken. Seit 2008 haben die Zentralbanken Billionen Dollar herbeigezaubert und durch Banken, Hedgefonds, Anwaltskanzleien und Beratungsfirmen geschleust, um das globale Finanzsystem am Leben zu erhalten. Aber die langfristigen Aussichten für den Kapitalismus sind schlecht“, schreibt Paul Mason in der Einleitung seines Buches „Postkapitalismus“, das Anfang 2016 auf Deutsch im Suhrkamp Verlag erschien.
Mason nimmt darin Überlegungen auf, die vor über 150 Jahren in einer Londoner Bibliothek entwickelt wurden und laut denen Wissen und intelligente Maschinen den Kapitalismus eines Tages „in die Luft sprengen“ könnten. Im Zeitalter des Stahls und der Schrauben, der Hierarchien und der Knappheit war diese Vision so radikal, dass Marx sie schnell in der Schublade verschwinden ließ. In der Welt der Netzwerke, der Kooperation und des digitalen Überflusses ist sie aktueller denn je.
In seinem spannenden Buch führt der Autor durch Schreibstuben, Gefängniszellen, Flugzeugfabriken und an die Orte, an denen sich der Widerstand Bahn bricht. Mason verknüpft das Abstrakte mit dem Konkreten, bündelt die Überlegungen von Autoren wie Thomas Piketty, David Graeber, Jeremy Rifkin und Antonio Negri und zeigt, wie wir aus den Trümmern des Neoliberalismus eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft errichten können.
Er wolle dabei allerdings „keine wirtschaftliche Strategie vorschlagen und keine Anleitung zur Organisation geben. Mein Ziel ist es, die neuen inneren Widersprüche des Kapitalismus herauszuarbeiten und genauere Koordinaten anzubieten, an denen sich Menschen, Bewegungen und Parteien auf dem Weg zur postkapitalistischen Gesellschaft orientieren können.“
Im Interview mit dem Kölner Magazin Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop fasst Mason sein Buch in einem Satz zusammen: „Die Technologie macht einen utopischen Sozialismus möglich.“
Paul Mason
Postkapitalismus
Grundrisse einer kommenden Ökonomie
Aus dem Englischen von Stephan Gebauer.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425398
Gebunden, 430 Seiten, 26,95 EUR
Das Buch wurde vorgestellt von Michael Wögerer
Fotos: Suhrkamp Verlag (Cover); Paul Mason (twitter); Titelbild: Architektonischen Hintergrund (public domain)
Sonntag ist Büchertag
Bisher:
- „Kinder der Tage“ (Eduardo Galeano)
- „Familie Salzmann“ (Erich Hackl)
- „Deutsche Demokratische Rechnung. Eine Liebeserzählung“ (Dietmar Dath)
- Über Kurt Tucholsky
- „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Richard David Precht)
- „Der Aufstand des Gewissens“ (Jean Ziegler)
- „Superhenne Hanna“ (Felix Mitterer)
- „Die Diktatur des Kapitals“ (Hannes Hofbauer)
- „Die schützende Hand“ (Wolfgang Schorlau)
- „Hitler war kein Betriebsunfall“ (Emil Carlebach)
- „Heldenplatz“ (Thomas Bernhard)
- „Zwölfeläuten“ (Heinz R. Unger)
- „MARX“ – Graphic Novel (Corinne Maier, Anne Simon)
- „Gefährliche Bürger“ (Christoph Giesa und Liane Bednarz)
- „Ändere die Welt. Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“ (Jean Ziegler)
- „Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee“ (Dietmar Dath & Barbara Kirchner)
- Die Viertel der Reichen (Louis Aragon)
- „Wie Italien an die Räuber fiel“ (Gerhard Feldbauer)
- „berlin. bleierne stadt“ (Jason Lutes)
- „Das war Österreich“ (Robert Menasse)
- „Narr“ von Schilddorfer & Weiss
- „Fußball. Eine Kulturgeschichte“ (Klaus Zeyringer)
- „Reisen in das Land der Kriege“ (Kurt Köpruner)
- „The magic Pen – Der Zauberstift“ (Kathrin Steinbacher)
- „Rückkehr nach Reims“ (Didier Eribon)
- ISLAMISCHER STAAT & Co. (Werner Ruf)
- „Die Welt von gestern – Erinnerungen eines Europäers (Stefan Zweig)
- Freud und das Politische (Moshe Zuckermann)
- „LONDON. Unterwegs in einer umkämpften Metropole“ (Peter Stäuber)
- „Der Tote im Bunker“ (Martin Polack)
- „Antonia war schon mal da“ (Patrick Wirbeleit)
- „Hinter den Barrikaden – Eine Reise durch Nordkurdistan im Krieg“ (Lower Class Magazine)
- „Ein Streik steht, wenn mensch ihn selber macht“ (Peter Nowak)
- „Die Wut wächst“ (Oskar Lafontaine)