Larissa Reissner: „OKTOBER – Aufzeichnungen aus Russland und Afghanistan in den 1920er Jahren“ – Sonntag ist Büchertag von Hannes Hofbauer
Larissa Reissner ist erst 22, als in Russland 1917 die Oktoberrevolution ausbricht. Geprägt von den sozialistischen Ansichten ihres Vaters betätigte sie sich von Jugend an als Schriftstellerin, unter anderem unter der Ägide von Maxim Gorki. Nach der Revolution wird Reissner die erste weibliche Kommissarin der Roten Armee und kämpft gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem sowjetischen Flottenkommandeur Fjodor Raskolnikow, gegen die reaktionären Kräfte der „Weißen“. Sie schreibt auf, was sie an der Front erlebt, in einem reichen, lebendigen Stil, der aufgrund der lebensgefährlichen Ereignisse oft in ein und demselben Satz zwischen Ironie und Dramatik wankt, zwischen Hoffnung und Zynismus, zwischen militärischer Beschreibung und menschlichem Empfinden. Vor allem Letzteres zeichnet Reissners Texte aus: Ihr genauer Blick auf den Menschen im Krieg, in der Revolution und auf der Flucht zeigt Not und Unsicherheit, Rückzug und Desertion wie auch Heldenmut.
Die ausgewählten Erzählungen in diesem Buch zeigen das kurze und aufregende Leben Larissa Reissners im Schatten der Oktoberrevolution und ist in drei Teile gegliedert: Im ersten Abschnitt „Die Front“ berichtet sie aus und über den russischen Bürgerkrieg, von umkämpften Orten wie Kasan, Swijaschsk und Astrachan. Im zweiten Teil gibt sie Eindrücke von ihren Reisen nach Afghanistan wieder, wo ihr Ehemann von 1921 bis 1923 als Botschafter der Sowjetunion tätig war. Schließlich besucht sie die Stätten der jungen sowjetischen Industrie und beschreibt im Kapitel „Kohle, Eisen und lebendige Menschen“ Bergbau und Metallgewinnung unter widrigen Bedingungen.
Die Autorin:
Larissa Reissner kam 1895 im polnischen Lublin zur Welt, das damals zum russischen Zarenreich gehörte. Ihr Vater wurde 1903 mit seiner Familie ins Exil nach Deutschland gezwungen, wo Reissner als Kind Karl Liebknecht und Lenin kennenlernte. Zurück in Russland, engagierte sie sich gegen den Ersten Weltkrieg und schrieb für verschiedene linke Zeitschriften. Kurz nach der Oktoberrevolution trat sie den Bolschewiki bei. In den frühen 1920er Jahren bereiste Reissner die Sowjetunion und Deutschland und schrieb dazu mehrere Reportagen. Sie starb am 9. Februar 1926 in einem Moskauer Spital an Typhus.
Reissner, Larissa:
OKTOBER – Aufzeichnungen aus Rußland und Afghanistan in den 1920er Jahren
Promedia, 2017. 320 S.
ISBN 978-3-85371-429-4, geb., 320 Seiten, 24,00 Euro
E-Book: ISBN 978-3-85371-858-2, 19,99 Euro
Sonntag ist Büchertag:
Bisher:
- „Kinder der Tage“ (Eduardo Galeano)
- „Familie Salzmann“ (Erich Hackl)
- „Deutsche Demokratische Rechnung. Eine Liebeserzählung“ (Dietmar Dath)
- Über Kurt Tucholsky
- „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Richard David Precht)
- „Der Aufstand des Gewissens“ (Jean Ziegler)
- „Superhenne Hanna“ (Felix Mitterer)
- „Die Diktatur des Kapitals“ (Hannes Hofbauer)
- „Die schützende Hand“ (Wolfgang Schorlau)
- „Hitler war kein Betriebsunfall“ (Emil Carlebach)
- „Heldenplatz“ (Thomas Bernhard)
- „Zwölfeläuten“ (Heinz R. Unger)
- „MARX“ – Graphic Novel (Corinne Maier, Anne Simon)
- „Gefährliche Bürger“ (Christoph Giesa und Liane Bednarz)
- „Ändere die Welt. Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“ (Jean Ziegler)
- „Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee“ (Dietmar Dath & Barbara Kirchner)
- Die Viertel der Reichen (Louis Aragon)
- „Wie Italien an die Räuber fiel“ (Gerhard Feldbauer)
- „berlin. bleierne stadt“ (Jason Lutes)
- „Das war Österreich“ (Robert Menasse)
- „Narr“ von Schilddorfer & Weiss
- „Fußball. Eine Kulturgeschichte“ (Klaus Zeyringer)
- „Reisen in das Land der Kriege“ (Kurt Köpruner)
- „The magic Pen – Der Zauberstift“ (Kathrin Steinbacher)
- „Rückkehr nach Reims“ (Didier Eribon)
- ISLAMISCHER STAAT & Co. (Werner Ruf)
- „Die Welt von gestern – Erinnerungen eines Europäers (Stefan Zweig)
- Freud und das Politische (Moshe Zuckermann)
- „LONDON. Unterwegs in einer umkämpften Metropole“ (Peter Stäuber)
- „Der Tote im Bunker“ (Martin Polack)
- „Antonia war schon mal da“ (Patrick Wirbeleit)
- „Hinter den Barrikaden – Eine Reise durch Nordkurdistan im Krieg“ (Lower Class Magazine)
- „Ein Streik steht, wenn mensch ihn selber macht“ (Peter Nowak)
- „Die Wut wächst“ (Oskar Lafontaine)
- „Postkapitalismus“ (Paul Mason)
- Proleten, Pöbel, Parasiten (Christian Baron)
- „Jenseits von 1984″ (Sandro Gaycken)
- „Erinnerungen aus dem Widerstand“ (Margarete Schütte-Lihotzky)
- CETA – Lesen und verstehen. (Analyse des EU-Kanada-Freihandelsabkommens)
- Die globale Überwachung (Glenn Greenwald)
- „Die Wörter fliegen“ (Jutta Treiber)
- „erfasst, verfolgt, vernichtet“ (Ausstellungskatalog)
- „Verwirrung der Gefühle“ (Stefan Zweig)
- „Kalendergeschichten“ (Bertolt Brecht)
- „Kryptozän“ (Pola Oloixarac)
- „Die Europäische Union“ (Andreas Wehr)
- „Ich war Zwangsarbeiterin bei Salamander“ (Vera Friedländer)
- „Emotionale Erpressung – Wenn andere mit Gefühlen drohen.“ (Susan Forward)
- „Generation Erdoğan. Die Türkei – ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert.“ (Çiğdem Akyol)
- „Thomas Sankara – Die Ideen sterben nicht!“ (AfricAvenir)
- „Zarah und Zottel. Ein Pony auf vier Pfoten“ (Jan Birck)
- „Erwachen – In einer andern Welt“ (Andreas Kollross)
- „Erdmännchen Gustav – Kunstraub im Museum“ (Ingo Siegner)
- „Out Demons Out“ (Walter Kohl)
- „Mathematik für Sonntagmorgen“ (George Szpiro)
- Kleiner Dreckspatz Aurelia – Wasch dich doch mal! (Dorothea Flechsig)
- „46 Fragen zur nachkapitalistischen Zukunft“ (Meinhard Creydt)
- „Willkommen in Österreich“ (Ferry Maier/Julia Ortner)
- „Ein Jude in Neukölln. Mein Weg zum Miteinander der Religionen“ (Ármin Langer)
- „Eddy, der Elefant, der lieber klein bleiben wollte“ (Hans Traxler)
- Populismus für Anfänger – Anleitung zur Volksverführung (Ötsch/Horaczek)
- „Chikago“ (Theodora Bauer)
- “Wie eine Landschaft aus dem Jahre Schnee” (Petra Ganglbauer)
- „Selbstorganisation…“ (Sammelband)
- „Ein heißer Fall – Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung klärt auf“