Ein wundervolles Bilderbuch über kleine und große Abenteuer auf dem Weg zum Erwachsenwerden – Sonntag ist Büchertag
Von Hannah Wahl
Eddy ist der jüngste Nachwuchs der Elefantenherde: Er darf auf Mamas Rüssel in die Schlammgrube rutschen, auf Tante Adele reiten und bekommt die noch empfindlichen Füße gekühlt – seine Familie umsorgt und beschützt den Kleinen.
Es ist nicht leicht für Eddy, als er erfährt, dass es Menschen gibt, die erwachsenen Elefanten die Stoßzähne abschneiden, um sie zu verkaufen. Während Eddy das schwer erschüttert, können die älteren selbstbewussten Brüder nur darüber lachen. In dieser Nacht steht für Eddy fest: Er will nie erwachsen werden! Am nächsten Tag ist Eddy plötzlich verschwunden und die ganze Herde gerät in Panik. Die Wildnis kann für den kleinen Ausreißer schnell zum Verhängnis werden. Und dann sind auch noch zwei vermeintliche Wilddiebe hinter ihm her. Eddy begibt sich ungewollt auf ein Abenteuer, das ihm dabei hilft, seine Angst vorm Erwachsenenwerden zu überwinden und schließlich in seine Familie zurückzukehren.
Es ist wirklich eine wundervolle Geschichte, die uns alle im Kindergarten, Groß und Klein, vom ersten Moment an fesselt. Während die Geschichte anfangs sehr realistisch ist und auch vor dem ernsten Thema von Wilderei nicht zurückschreckt, wandelt sie sich ab dem Mittelteil in eine fantastische, magische Geschichte mit viel Humor. In den kleinen Eddy haben wir uns sofort verliebt: Seine Ängste sind besonders menschlich. Eddy will nicht in Konflikte geraten, will nicht ausgelacht werden, und keinesfalls erwachsen werden. Mir stellt sich auch die Frage, ob der Autor absichtlich den Verlust von Zähnen in die Thematik ums Altern eingebaut hat. Das wäre originell, immerhin handelt es sich bei dem Traum von Zahnverlust um einen psychologischen Klassiker, der in der Traumdeutung mit Angst vor Verlusten oder Angst vor dem Älterwerden in Verbindung gebracht wird. Und dann schaut euch Eddy doch einmal an! Wie soll man den kleinen quirligen rosafarbenen Elefanten mit den kugeligen Augen nicht toll finden? Die einfühlsame Geschichte von Eddy hat aber noch mehr zu bieten: Viele neue Informationen, die beim gemeinsamen Entdecken besprochen werden können. Nicht alle wissen über Wilderer Bescheid oder verstehen sofort, warum die Elefanten von Wasserloch zu Wasserloch ziehen. Als Eddy plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist, wird die Geschichte besonders spannend und mitreißend. Ein Kindergartenkind ist sich sicher: „Ist doch klar, jetzt haben vier Wilderer Eddy gefangen genommen. Einer hat die Taschenlampe gehalten, zwei haben ihn gehalten und einer hat die Zähne abgeschnitten!“ (Glücklicherweise sollte er nicht recht behalten).
Die Illustrationen haben ihren ganz eigenen Stil. Die Farben unterstützen dabei und lassen die Bilder durch ihre zarten Rot-, Braun- und Gelbtöne ziemlich realistisch und trotzdem kindgerecht-verspielt wirken. Schlägt man das Buch auf, sieht man schon ein wundervolles Bild vom kleinen Elefanten Eddy, der bei Nacht durch die große Savanne zieht. Das Bild ist in Blautönen gehalten und man sieht viele Sterne am klaren Himmel. Wir stellen den Kindern die Frage, was sie da sehen und worum es in der Geschichte wohl geht und bekommen überraschende und spannende Antworten: „Das ist Schnee!“, „Ein Elefant stapft durch den Schnee“, „Oder ist das das Weltall?“.
Obwohl es auf den ersten Blick nicht so erscheint, gibt es auf jeder Illustration für uns viele andere Savannenbewohner zu entdecken – das macht besonders viel Spaß.
Fazit: Ein vielfältiges Kinderbuch, dass durch Humor, seine spannende und einfühlsame Geschichte sowie wundervolle Illustrationen besticht. Obwohl die Geschichte von Eddy ziemlich lange ist, konnte sie bis zum Ende alle fesseln. Schon jetzt hat sich das Buch zu einem der beliebtesten in der Kindergartenbibliothek gemausert – und das will schon was heißen!
Hans Traxler
Eddy, der Elefant, der lieber klein bleiben wollte
Carl Hanser Verlag
Hard Cover Bilderbuch (27,7 x 32,8 cm; 44 Seiten)
Empfohlen ab 4 Jahren
ISBN 978-3-446-25491-6
Buchfotos: hanser-literaturverlage.de; Fotos der Kinder beim Lesen: Hannah Wahl
Sonntag ist Büchertag:
Bisher:
- „Kinder der Tage“ (Eduardo Galeano)
- „Familie Salzmann“ (Erich Hackl)
- „Deutsche Demokratische Rechnung. Eine Liebeserzählung“ (Dietmar Dath)
- Über Kurt Tucholsky
- „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ (Richard David Precht)
- „Der Aufstand des Gewissens“ (Jean Ziegler)
- „Superhenne Hanna“ (Felix Mitterer)
- „Die Diktatur des Kapitals“ (Hannes Hofbauer)
- „Die schützende Hand“ (Wolfgang Schorlau)
- „Hitler war kein Betriebsunfall“ (Emil Carlebach)
- „Heldenplatz“ (Thomas Bernhard)
- „Zwölfeläuten“ (Heinz R. Unger)
- „MARX“ – Graphic Novel (Corinne Maier, Anne Simon)
- „Gefährliche Bürger“ (Christoph Giesa und Liane Bednarz)
- „Ändere die Welt. Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“ (Jean Ziegler)
- „Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee“ (Dietmar Dath & Barbara Kirchner)
- Die Viertel der Reichen (Louis Aragon)
- „Wie Italien an die Räuber fiel“ (Gerhard Feldbauer)
- „berlin. bleierne stadt“ (Jason Lutes)
- „Das war Österreich“ (Robert Menasse)
- „Narr“ von Schilddorfer & Weiss
- „Fußball. Eine Kulturgeschichte“ (Klaus Zeyringer)
- „Reisen in das Land der Kriege“ (Kurt Köpruner)
- „The magic Pen – Der Zauberstift“ (Kathrin Steinbacher)
- „Rückkehr nach Reims“ (Didier Eribon)
- ISLAMISCHER STAAT & Co. (Werner Ruf)
- „Die Welt von gestern – Erinnerungen eines Europäers (Stefan Zweig)
- Freud und das Politische (Moshe Zuckermann)
- „LONDON. Unterwegs in einer umkämpften Metropole“ (Peter Stäuber)
- „Der Tote im Bunker“ (Martin Polack)
- „Antonia war schon mal da“ (Patrick Wirbeleit)
- „Hinter den Barrikaden – Eine Reise durch Nordkurdistan im Krieg“ (Lower Class Magazine)
- „Ein Streik steht, wenn mensch ihn selber macht“ (Peter Nowak)
- „Die Wut wächst“ (Oskar Lafontaine)
- „Postkapitalismus“ (Paul Mason)
- Proleten, Pöbel, Parasiten (Christian Baron)
- „Jenseits von 1984″ (Sandro Gaycken)
- „Erinnerungen aus dem Widerstand“ (Margarete Schütte-Lihotzky)
- CETA – Lesen und verstehen. (Analyse des EU-Kanada-Freihandelsabkommens)
- Die globale Überwachung (Glenn Greenwald)
- „Die Wörter fliegen“ (Jutta Treiber)
- „erfasst, verfolgt, vernichtet“ (Ausstellungskatalog)
- „Verwirrung der Gefühle“ (Stefan Zweig)
- „Kalendergeschichten“ (Bertolt Brecht)
- „Kryptozän“ (Pola Oloixarac)
- „Die Europäische Union“ (Andreas Wehr)
- „Ich war Zwangsarbeiterin bei Salamander“ (Vera Friedländer)
- „Emotionale Erpressung – Wenn andere mit Gefühlen drohen.“ (Susan Forward)
- „Generation Erdoğan. Die Türkei – ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert.“ (Çiğdem Akyol)
- „Thomas Sankara – Die Ideen sterben nicht!“ (AfricAvenir)
- „Zarah und Zottel. Ein Pony auf vier Pfoten“ (Jan Birck)
- „Erwachen – In einer andern Welt“ (Andreas Kollross)
- „Erdmännchen Gustav – Kunstraub im Museum“ (Ingo Siegner)
- „Out Demons Out“ (Walter Kohl)
- „Mathematik für Sonntagmorgen“ (George Szpiro)
- Kleiner Dreckspatz Aurelia – Wasch dich doch mal! (Dorothea Flechsig)
- „46 Fragen zur nachkapitalistischen Zukunft“ (Meinhard Creydt)
- „Willkommen in Österreich“ (Ferry Maier/Julia Ortner)
- „Ein Jude in Neukölln. Mein Weg zum Miteinander der Religionen“ (Ármin Langer)